Stille Jahre und Weltlärm.
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hält er Naß, stößt seinen Kreuzstab mit dem Glöckchen ins
Gras und zieht ein Buch hervor: er will sich sammeln, ehe er
unter die Menschen kommt. Kluge Männer haben viel
Schönes gesagt von den Freuden, die ein schönes Buch uns
geben kann. Nie aber wurde das hohe Lied des Buches
reiner angesiimmt als in diesem kleinen Blatt. Wie lauscht
der alte Einsiedelmann der stummen Rede seines Büchleins!
Wie zärtlich umspannen es die Finger! Wie umfängt er es
mit seiner ganzen Gestalt! Bis in die Zehenspiizen hinein
ist er ganz Aufmerksamkeit. Wenn wir es nicht längst schon
wüßten, dann erführen wir es hier, welch ein begeisterter
Freund von Büchern Albrecht Dürer war.
Z.
Als kranker Mann schied Maximilian am 28. September
1518 von Augsburg. Eine seiner letzten Anordnungen war,
daß er Martin Luther, dessen Ankunft in einigen Tagen er-
wartet wurde, der Milde des päpsilichen Sendboten empfahl.
Beim Wegreiten wandte er sich noch einmal um und sprach
die müden Worte: ,,Segne dich Gott, du liebes Augsburg,
und alle frommen Bürger drinnen. Wohl haben wir manchen
guten Mut in dir gehabt, nun werden wir dich nicht mehr
wiedersehen." Er hatte wahrgesprochen: in der Einsamkeit
der Welser Burg in Oberöskerreich ist er am 12. Januar x519
gestorben. Mit ihm starb die alte Zeit. Für das ganze Deutsch-
land kam nun eine Wende, wie sie der Augsburger Reichstag
beim Nahen Luthers erfuhr: jenseits das alte Reich und seine
Herrlichkeit, diesseits eine harte, düsiere Zeit mit dem ehernen
Gebot, sich neu sein Erbe zu erwerben.
Maximilian war tot: auch für Dürer war das eine
Lockerung von alten Sicherheiten. Noch waren ihm die
Vom Kaiser zugesagten 2oo Gulden nicht ausgezahlt. In einer
Eingabe vom 24. April schickt er dem Rat die kaiserliche An-