256
Stille Jahre und Weltlärm.
152o wurden die unseligen Kreise ihm zum Heile gesiört durch
zwei notwendige Reisen; nach Augsburg führte die eine, die
andere in die Niederlande.
2.
In Augsburg ging es laut her zu jener Zeit. Reichstag
war angesagt. Maximilian zog ein, am ersten Augusttag,
und mit ihm die hehre Sinnenfreude und Feiertagsstimmung,
die kein Gewölk am Himmel litt. Großes sollte entschieden
werden. Von Rom entsandte der Papst dem deutschen Kaiser
Degen und Sturmhut zum Kriege gegen die Türken. Daraus
nun freilich wurde nichts. Was Degen und Sturmhut!
Rom schien der deutschen Christenheit ein schlimmeres Ärgernis
als der Jslam. Die Dinge da hinten in der Türkei hatten
keine 8ugkraft mehr; wenn Leo vermeinte, mit ihnen dem
Reichstag Farbe zu geben, so ward seine Hoffnung schmählich
enttäuscht. Trotzdem: die ses'tliche Stimmung wurde kaum
unterbrochen. Ihm Wichtigeres hatte der Kaiser im Sinn.
Von den fünf Kurfürsten dachte er sich die Wahl seines Enkels,
des spanischen Karl, zum deutschen König zu sichern. Wohl gab
es auch da manchen Vorbehalt, aber ein bindendes Gelöbnis
kam doch zustande, und Maximilian konnte zufrieden sein.
So war es im Sommer des Jahres. Anders kam es
im Herbst, so gründlich anders, daß dieser denkwürdige Reichs-
tag für uns ein Ianushaupt trägt, das in zwei Welten schaut.
Vom Norden her kam der streitbare Mönch, dem Gaetaner
Kardinal Rede und Antwort zu stehen. Wir sehen sie ein-
ander gegenüber, den vornehmen Herrn im Purpurmantel
und den plumpen Deutschen, der für eine Sache um ihrer
selbst willen stand. In seiner unbeugsamen Gradheit war er
dem Gentiluomo der Kirche so zuwider, daß der die Herrschaft
über sich selbst verlor und die deutsche ,,bestia" nicht mehr
sehen wollte. Luthers Verhandeln mit Gaeta, und Luthers