Gefieigerte Größe.
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zugeskimmt. Das war doch klar! Der Maler hatte zu liefern
und zwar, laut Vereinbarung, eine gute, gediegene Arbeit.
So entspann sich denn jener befchämende Briefwechfel
(aber beschämend wahrlich nicht für Dürer), der in der deut-
schen Kuns?geschichte so viel von sich reden macht. Aber
so widerwc"irtig dieses ganze Zwischenspiel auch ist, so in höchstem
Grade peinlich, einen Dürer in der Zwangslage zu sehen,
sich vor einem Jakob Heller zu rechtfertigen gegen den ver-
kappten Vorwurf der Erpressung: Heller allein und fein Geiz
waren es ganz gewiß nicht schuld, wenn Dürer in der qual-
vollen Arbeit an der Frankfurter Tafel die Lust an großer
Malerei verlor, um sich danach wieder auf Jahre mit ,,kleineu"
voIkstiimlichen Aufgaben zu befassen.
Wir wollen den Zusammenhang aus dem Werke selbst
zu klären suchen.
Z.
Die ,,Krönung der Maria" ist in der Heller-Tafel dar-
gestellt. Die Legende erzählt, wie der Apostel Thomas nach
dem Tode der Maria nach Jerusalem kam, ihre Leiche zu
sehen. Man führt ihn zum Grabe und öffnet den Sarg.
Aber siehe da, der Sarg ist leer. Thomas will es nicht glauben
und beugt sich über den Sarkophag, genauer nachzuforsohen.
Ratlos stehen die anderen umher. Da trifft ihre Augen ein
blendender Schein. Sie schauen empor, und vor ihren ver-
zückten Blicken vollzieht sich ein Wunder. Von Engeln ge-
tragen schwebt Maria gen Himmel, wo Gottvater und
Christus ihrer harren, sie mit der Krone des Lebens zu
krönen.
Das seltsame Bild hat eine äußere, und hat eine innere
Geschichte. Tragisoh sind beide, aber nur die äußere Traaik
wird gemeinhin begriffen.
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