II
Eigenem frei dazugibt, nichts weiter sagen. Der Stich, dem
Dürer die beiden Aktpaare des ,,Frauenraubes" entnahm
bezeichnenderweise nur noch Figürliches ist leider ver-
loren gegangen. Aber es wird schon richtig sein, wenn Wölfflin
folgert: ,,Jm einzelnen ist er frei verfahren. Wie die model-
lierenden Linien der Form folgen, konnte er der Vorlage
sicher nicht entnehmen, und auch der Umriß ist dtirerisch
knorrig geworden."
Dürer hatte auswendig gelernt, was er fürs erste haben
mußte. Im Jahre 1496 sehen wir ihn in der Zeichnung des
,,Frauenbades" (Bremen) wieder unmittelbar vor der Natur
seine Nutzanwendung ziehen aus dem Erlernten. Auch der
prc"ichtige Holzschnitt ,,Männerbad", der nicht viel später fallen
kann, ist nach der Natur gearbeitet. Eins der Modelle ist
uns sogar bekannt. Der bartlose Mann im Vordergrund
rechts ist Michael Wohlgemut.
Z.
Mit Ausnahme des genannten Holzschnitts und eines
von fremder Hand schwer mit Olfarben und Firnis miß-
handelten Wasserfarbenbildes, ,,Herkules im Kampf mit den
ikymphalischen Vögeln" (Nürnberger Germanisches Museum),
End es ausschließlich Zeichnungen und Stiche, die uns Dürers
Entwicklung in dieser Zeit erläutern. Es spielt viel Mytho-
Ivgisches und Allegorisches in die Blätter hinein. Bei den
regen Beziehungen zum Humanisienkreis, der ihn ja über-
k)aupt ers? in diese Richtung wies, ist das nur natürlich.
Leider bringt es uns den Nachteil einer schweren, ja oft kaum
mehr möglichen Deutung der Einzelheiten.
Gleich das ersie Blatt, gewöhnlich ,,Eifersucht" betitelt,
if? solch ein halbes Bilderrätsel. Im Schatten einer Baum-
gtUPpe hat sich ein Satyr mit einer jungen Frau nieder-
7I