Zeit und die Mode es will. Ãber C-harakterlosigkeit klagt unsere Zeit, und doch
wo nur einigermaÃen Charakter angetroffen wird, sucht man ihn zu unterdrücken.
O Herr! vergib diesen Herren, denn sie wissen nicht, was sie tun; auch bewirken sie das
Gegenteil von dem, was sie beabsichtigen.
N. N. galt für einen Künstler, als er noch keiner war; jetzt, da er es ist, gilt er
nichts mehr. Früher galt er bei anderen- fest gilt er sich selbst etwas. Viele ziehen
das Erste- wenige das Zweite vor.
Ein Wort zieht das andere, wie das Sprichwort sagt, eine Erzählung die andere-
und so auch ein Bild das andere. Jetzt arbeite ich wieder an einem groÃen Gewölbe,
das gröÃte, so ich je gemacht, 3 Ellen 12 Zoll hoch und 2 Ellen 12 Zoll breit. Es
stellt ebenfalls, wie das in meinem letzten Briefe erwähnte Bild, das Jnnere einer
zerfallenen Kirche dar. Und zwar habe ich den schönen, noch bestehenden und gut-
erhaltenen Dom zu MeiÃen zum Grunde gelegt. Aus dem hohen Schutt, der den inneren
Raum anfüllt, ragen die mächtigen Pfeiler mit schlankem zierlichen Säulen hervor und
tragen zum Teil noch die hochgespannte Wölbung. Die Zeit der Herrlichkeit des Tempels
und seiner Diener ist dahin, und aus dem zertrümmerten Ganzen eine andere Zeit und
ein anderes Verlangen nach Klarheit und Wahrheit hervorgegangen. Hohe, schlanke,
immergrüne Fichten sind dem Schatte entwachsen und auf morschen Heiligenbildern-
zerstörten Altären und zerbrochenen Weihkesseln steht mit der Bibel in der linken Hand
und die rechte aufs Herz gelegt, an die Uberreste eines bischöflichen Denkmals gelehnt,
ein evangelischer Geistlicher, die Augen zum blauen Himmel gerichtet, sinnend die lichten,
leichten Wölkchen betrachtend.
Um ewig einst zu leben-
Muà man steh oft dem Tod ergeben.
FifoHec, Eos-at David Friedrich
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