40 Mut-illa.
ist gedacht schwebend vor dem Gran eines leicht bewölkten Himmels; das Bild wird
von sieben Engeln durch die Lüfte getragen. Er soll dafür ein gleichzeitiges Porträt,
damals in S. Francisco, benutzt haben, in diesem trug der König ursprünglich einen
blauen Turban, ans dem die geblümten Zacken der Krone hervorsahen; er stühte
das Wappenschild aufs Knie. Aber Murillo hat seine Züge aus dem Charakter
Ferdinands frei geschaffen, sie sollten tiefen Ernst, ein Leben voll Regentensorgen und
aufrichtige Frömmigkeit ausdrücken, weniger ist herauszulesen der Geist des rastlosen
Streiters, der unter den Vorbereitungen zu einem afrikauisrhen Feldzug plötzlich aus
seiner Erobererlaufbahn heraus-gerissen wurde. In der Rechten hält er das erhobene
Schwert, in der linken die blaue Kugel, das Sinnbild der Wiederherstellung des spani-
schen Reichs. Man muß gestehen, das; die gothische Statue im Kreuzgang von Vurgos
n1ehr unserer Vorstellung von seiner germanisch männlichen Heldenschönhcit entspricht.
Der ZNadonnenmal'er.
Wie zahlreiche Gläubige Murillo"s Marienbilder zu allen Zeiten gefunden haben,
zeigt ein Blick auf die Kopien und graphischen Vervielfältignngen. Diese beginnen
in dem Augenblick, wo sie in kupferstechende Länder verseHt wurden. Ihre Beliebtheit
steht der Raphaelscher Madonnen nahe. Beide Maler berühren sich in einem Punkt:
sie lösen das iiberlieserte Andachtsbild aus den letzten Feßeln frommer Befangenheit,
sie schöpfen den Zauber des Lebens ans der volkstümlichen Umgebung, so verschieden
auch das Verhältnis ihrer Gestalten zu den natürlichen Vorbildern war. Aber in
den Teilen des n1arianischen Bilderkreises die sie bearbciten, gehen sie sich fast aus
dein Wege.
Raphaels eigenste Sphäre war die heil. Familie, das Bild der heil. Mutter,
verschmolzen mit gefällig heiteren Motiven des Frauen- und Kinderlebens. Er führte
das Göttliche zum Menschlichen herab, indem er es zum Träger reiner, natürlich-
heiliger Zustände machte. Er erhebt das Alltägliche durch Anmut und Musik der
Linien nnd den vollendeten Aufbau der Gruppe. In dieser schönen Mitte weilt Raphael.
Dagegen die Knechtsgestalt, wo es mit dem Herabsteigen in die Endlichkeit Ernst
wird, die Verklärnug wo das Menschliche vom Göttlichen überstrahlt wird, diese End-
pnnkte hat er seltener, spät berührt; gerade in ihnen aber war Murillo zu Hause.
Er hat wohl jenen Raphaelschen Bezirk der schönen menschlichen Mitte auch
betreten: aber nur mit beschränkten! Erfolg. Der Spanier, ein Sohn seiner Zeit
nnd anderen Geistes Kind, wenn er seine Andalusierinnen in die heiligen Bilder
brachte, blieb der nationalen, ja individuellen Wirklichkeit näher als der Urbinate.
Seine Marien sind ganz Spanierinnen, geben sich gleich als Spanierinnen zu erkennen,