Rembranolt und das religiöse Leben in Holland.
Gine Kunst, die ihre Gegenstände mit so entschiedener Vorliebe der
Bibel entlehnt hat, fordert eine zusammenfassende Betrachtung ihres religiösen
k(arakters. In der kleinen Bibliothek Rembrandts war eine Bibel, und
ihren Inhalt hatte er so genau und wörtlich inne, daIz viele seiner Dar-
stellungen in ihrer Abweichung von der herkömmlichen katholischen Fassung
des Themas nur durch die chatsache peinlic:her Rücksicht auf die cextworte
erklärbar werden. Manche Bilder, die man lange für Darstellungen der
Drofanhistorie gehalten hat, sind von bibelkundigen Forscher-n schlielZlich als
biblische Stoffe erkannt worden (so der Berliner 5imson, den man bis auf
Rolloff als einen Herzog von Geldern erklärte) Ueber-haupt hat die
holländische Oalerei des sieben3ehnten Jahrhunderts auf Grund allgemein
verbreiteter Bibellektüre so viele noch nie illustrierte Szenen der Schrift dem
Kreis der gewohnten T-Iuswahl hinzugefügt, dass der moderne Betrachtu-
mit seiner sehr eingeschrumpften Bibelkenntnilz manchmal Mühe hat, zu ek-
kennen, welche biblische Sr3ählung im einzelnen Fall gemeint ist. Heut ist
jene Bibelfestigkeit wohl nur noch in kleinen Gemeinden von lebhaft ent-
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