Vorwort
Bei der lebendig erwachten Theilnahme für das Mittelalter
nnd bei dem jetzigen gründlichen Studium desselben verdient das
Costüme, oder die äußere Erscheinung in Kleidungen, Geräth-
schaften und andern durch die Kunst erzeugten Umgebungen, als
der Ausdruck des Geistes jener Zeiten, nicht nur Beachtung, s on-
dern erfordert zur richtigen Vorstellung des mittelalterlic"hen
Lebens die genaueste Kenntniß desselben. Offenbart uns doch der
Monumente und des Costümes wechselnder Charakter oft auf
eine überraschend anschauliche Weise den Zustand der Völker:
Rohheit neben kindisch-barbarischer Pracht; wilde Kampflust
neben ritterlicher Frauenwürdigung; fürstliche Obergewalt und
Hofhaltung neben freiem Bürgerthumz Wohlleben in jugend-
licher Kraft und Fülle neben dem Erwachen eines reiferen
Geistes; die Reichthümer Spaniens durch die Einführung
seiner ausschweifenden Moden; die einfache Würde der Geist-
lichkeitz das Wachsthum der hierarchischen Gewalt er.
Ein Trachtenbuch, gewissenhaft nach Gegenständen oder
nach Monumenten aus jenen Zeiten entnommen, und treu in
ihren Eigenthiimlichkeiten, Vorzügen und Mängeln wiederge-
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