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Als Turgot einen Ersa1zmann vorschlug, kam es zum
offenen Bruch. Der König hörte ihn ungeduldig an und fragte
nach dem Vortrag, ob das alles wäre, was er ihm zu sagen
hätte. Als Turgot bejahte, drehte der König ihm brüsk den
Rücken: ,,Desto bessern. Turgot nahm seine Entlassung.
Aus seinen legten Briefen an den König seien nur zwei
Stellen wiedergegeben:
Majeftät haben mir gesagt, Sie bedürften noäJ
der Überlegung und ermangelten der Erfahrung. Es fehlt
Ihnen an Erfahrung, Sire. Ich weiß, mit 22 Jahren
und in Jhrer Stellung hat man nicht, was die Gewohns
heit, mit seinesgleichen zu leben, den Privaten an Menscheng
kenntuis gibt. Aber werden Sie mehr Erfahrungen haben
in acht Tagen, in einem MonatP Persönliche Eis
fahrungen haben Sie nicht; aber haben Sie nicht die noch
so frische Erfahrung Jhres Großvaters, um die vors
handenen Gefahren Ihrer Stellung zu fühlenP
Für Ihre Regierung gibt es nichts Nötigeres als Charakters
stärke. Vergessen Sie nicht, Sire, daß die Schwäche es.
war, die Karls 1. Haupt aufs Schaffot gebracht hat.U
,,Es ist mein ehrlicher Wunsch, daß Eure
Majeftät immer sollten glauben können, daß ich falsch ges
sehen und Jhnen nur chimärifche Gefahren geschildert habe.
Möge die Zeit meine Auffassung nicht rechtfertigenlI
Die Entlassung Turgots wurde am Hofe mit großer
Befriedigung begrüßt. Der alte, glatte Höfling Maurepas
beschwichtigte die Zweifel des Königs mit dem Worte: ,,Sire,
Turgot war ein Narr, umgeben von NarrenH. Maria Aus
toinette aber schrieb an ihre Mutter Maria Theresia nach
Wien, wohl in dem Gefühl, etwas getan zu haben, was
sie nicht verantworten konnte, das unaufrichtige Wort: ,,Jch
bekenne, daß ich nicht traurig über die Entlassung Turgots
bin; aber hineingewischt habe ich mich nichtt.