Was das Provinzialmuseum enthält, das Welfenmuseum ein-
geschlossen, wäre in einem schlichten Bau mit wirklichen Räumen,
der mit gediegenster innerer Ausstattung eine Million hätte
kosten können, reichlich unterzubringen gewesen. Die Afterkunst
an Architektur und Sculptur, die sich an den Fassaden befindet,
hat den größten Theil der zwei Millionen geschluckt und ist nicht
nur sehr schlecht an sich, sondern, was das Schlimmste, eine
dauernde Schule schlechten Geschmacks und elender Baugesinnung.
Wenn die Priester das moderne Leben verstanden, würden sie
gegen solche Sünden von den Kanzeln predigen.
Das Kestnermuseum, äußerlich anständiger, ist inwendig ein
Vogelbauer und hatte oder hat noch den Weltrecord an schlechter
Beleuchtung.
Im Grunde sind beide Museen nach demselben Schema ge-
baut: Fassade, Treppenhaus, Halle ohne Zweck, Corridore und
keine Säle.
Die ganze übrige moderne Architektur .Hannovers ist ebenso,
soweit ich sie gesehen habe. Berlin hat sich in den letzten zehn
Jahren durch Messel und H-)fmann auf neue Pfade begeben
und führt neuen und glücklichen Zielen zu. .Hannover, früher
neben Berlin der Pestheerd, Von dem ganz Norddeutschland mit
kranker Architektur verseucht wurde, scheint die rettende Hand
nicht gefunden zu haben. Es t?euert immer tiefer in Schwulst
und Bombast hinein. Das neue Palais der Wasserkunst und der
große Brunnen daneben, eine neue Bank, an der ich Vorbeikam,
wären so in Berlin nicht mehr möglich.
Düsfeldorf, den 2l. August 1902.
Über Klingen; Beethoven hatte ich absichtlich nichts gelesen,
um nicht die Mauer von Meinungen zwischen mir und dem
Kunstwerk auszuführen. Leider aber hatte ich es nicht Vermeiden
können, Lithtbilder zu sehen. Ich beklage es sehr, denn sie fäl-
schen den Eindruck und verlegen einem dadurch den Weg. Licht-
bilder sollten nur zu gelehrten Studienzwecken erlaubt sein.
Man muß morgens ganz früh, wenn kein Geschwätz einen
20