Sch1nnck nnd Tracht. 223
brauchen es darum die, die ihr so oder so ähneln, darum doch noch nicht auch zu sein,
zumal wenn, wie gesagt, die städtische Tracht aus der alten ländlichen noch mehr heran-
zieht. Jst diese Bevölkerung, diese Gegend nicht 1nehr imstande, der völligen Unter-
werfung unter alles, selbst das Törichte, Schlechte der Stadtn1ode zu widerstreben, nun
so kan1cs bei andern doch der Fall sein, wo die Verhältnisse anders liegen. Jst ein
Erhalten der alten Tracht im Sinne Entwickeln der neuen in Anlehnung an ihr Gutes
nicht überall zu ermöglichen, nun, so ist7s vielleicht hier nnd da möglich. Es gibt so
viel verschiedene Verhält1iisse, Charaktere, Gebriiuche, Lebensweisen, so viel verschiedene
Möglichkeiten von Anderungen in ihnen, so viel Möglichkeiten von verschiedenen zu-
künftigen Verhältnissen, daà wir eigentlich weder pessin1istisch noch optin1istisch über
,,die" alte Bauerntracht, sondern vorsichtig nur über die Bauerutracht von da oder dort
sprechen sollten.
Schön wär7s, das lJe-streitet niemand, wenn wir schöne eigenartige Bauerntrachten
auch in Zukunft in Deutschland blühen sähen, schön wär7L-, wenn in ihnen das Gute
der alten Tracht weiterlebte! nun, da es schön und wünschenswert ist, versuchen wir
das Unsere dazu zu tun! Es ist einfach unsere Pflichtt-
1lnd was also tun?
Lernen wir erst einmal unsere alte Bauerntracht gründlich kennen. Studieren wir
sie als einen der köstlichsten Zweige unserer alten Kunst in ihrer Geschichte, ihrer
Eigenart, in ihrer Schönheit, in ihrer Brauchbarkeit, ihrer Poesie, ihrer Sinnigkeit von
A bis Z. Arbeit-3tracht wie Festtracht, Miinnertracht wie Frauen-, wie Kiudertracht.
Studieren wir sodann unser Landvolk in seinen Neigungen, seinen Sitten, seinen
Wünschen, studieren wir alle Bedingungen, von denen die Tracht der Zukunft abhängig
sein wird.
Und dann fördern und entwickeln wir, oder helfen wir c11twickelu!
Teilen und dadurch herrschen! ist ein
alter praktischer Grundsatz. der Leute, die
etwas erreichen wollten. Gut! teilen auch
wir, um unsern Wunsch zu erreichen, teilen
wir das Problem der Entwicklung des J, H-
Neuen im Sinne des Alten, und teilen
wir die Feinde! -
Teilen wir zunächst einmal die alte .
Tracht in das, was praktisih nnd was
tatsächlich unpraktisch ist, 11nd lasse11 wir ; T
letzteres riicksichtslos fallen wir halten7s J ;
doch nicht! Teilen wir sie auch in das was T
wirklich schön nnd was wirklich unschön ist T
u11d lassen wir auch dies fallen auch
das können wir doch 11icht halten, nicht z7"
weil die Menschheit nicht töricht genug ist,
um festzuhalten, sondern weil die Stadt-
mode, mit der wir ja als Hauptfeindin zu H
rechnen haben, Es Gott sei Dank auch nicht R"X" -IN
will! Teilen wir die alte Tracht ferner
in charakteristische, bCfVIId("k-I schöne Stücke T U
und Einzelheiten, die eventuell, ohne viel
zu schaden, durch anderes, S-tädtisches ersetzt
werden könnten wir tun da nichts an- IF, ,
der-es, als was die alte Bauerntracht und Mk: ,
ihre noch lebendigen, sich entwickel11de1I Reste, W
die altes nnd neues Städtisches vereint
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