Volltext: Kunst auf dem Lande

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Haus 
1nd Wohnung in alter Zeit. 
Bauer in dieser Zeit, während die Wohnburgen der Ritter und die Häuser der Städter 
sich verfeinerten, auch seinem Hause und seinem Hofe in den verschiedenen Landschaften 
die typische Grundform gegeben, die ihm bis heute geblieben ist. 
Allerdings war das Bauernhaus am Ende des Mittelalters im wesentlichen nur 
ein NuHbau. Nach den alten Hosrechten und Weistü111ern gehört das Haus des Bauern 
noch zur fahrenden Habe; der Grundherr darf es nach Belieben abbrechen und ver- 
setzen. Auf den Bildern und Stichen unserer deutschen Meister zu Dürers Zeit ist der 
Bauer in seinem groben Kittel und zerrissenen Gewand ein ärmlicher, plumper Geselle; 
sein Haus ist schmucklos, oft geflickt und arg zerfallen. Man sieht ihm die Not an, 
die sich in den Bauernkriegen Luft machte. Noch lange nach diesen Kriegen hat der 
Städter für den Bauern nur Spott und Hohn: ,,Trinck Wasser und iß grobes Brot", 
Abb. 
Dielk 
1it Herd, Herdrähn 
.nd Siddel, an 
 Ostenfeld be- 
 Altona. 
heißt es unter Jost Ammans Bauernbilde. Und noch im siebzehnten Jahrhundert war 
es der deutsche Landmann, der mit Haus und Hof, mit Gut und Blut die mörderischen 
Kosten der dreißig Kriegsjahre zahlen mußte. Wieder blieben nur die glücklichen Bauern- 
schaften im äußersten Norden und Süden unseres Vaterlandes, in den Marschen und 
in den Alpentälern, verschont. 
Der Bauer im Inneren des deutschen Reiches hat erst seit dem großen Kriege 
freundlichere Zeiten gesehen. Überraschend schnell haben die nächsten Generationen die 
ungeheuren Verluste an Menschen und Gütern erseht. Manche Härten der alten Hörig- 
keit milderten die Fürsten und ihre Beamten. Erst jeHt haben die Bauern der einzelnen 
Landschaften und Dörfer ihre eigenwillige Tracht angenommen; jeHt werden auch das 
Haus und die Wohnung im einzelnen reicher ausgebildet und um mancherlei ftädtischen 
Brauch und Schmuck verfeinert. Namentlich die bewegliche Habe in unseren alten 
Bauernhäusern trägt großenteils den Stempel des achtzehnten Jahrhunderts. Nur im 
Osten, wo die großen Grundherren ihre Herrschaften stetig auszudehnen und abzurunden
	        
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