Zug geht durch das Ganze und man hat darum angenommen, daß Signorelli mit an
diesem Bild gearbeitet hat. Die einzige Gestalt, für die solche Mitarbeit in Betracht
käme, ist die der Magdalena, bei der das Kolorit entschieden etwas von Signorelli hat.
1491 hat SignorelIi in Florenz gearbeitet und so wird Perugino höchst wahrscheinlich
mit seinem umbrischen Landsmann zusammengewesen sein. Wenn wir dann später die
Nachwirkung grade der damals von Signorelli geschaffenen Werke konstatieren können,
so werden wir nicht zweifeln, daß in diesem Jahre die Kreuzigung entstanden ist. Die
Formgebung ist von außergewöhnlicher Härte und die Farbe düster, schwer, was beides
auf Signorellis Einfluß zurückzuführen ist. Damit hat sich die Wandlung zum Harten,
Klaren, Bestimmten vollzogen. Seine Entwicklung hat das erste Stadium des Suchens
nach einem eignen Stil überwunden.
Die
klorentjnjlck1e
Zeit.
Erster
Teil:
Glanzzeit.
k1491
1496.
Diese zweite Epoche der Reise und der Vollendung ist wie keine andere außers
ordentlich fruchtbar gewesen. Perugino, der sich abwechselnd in Rom, Perugia und
Florenz aushielt, war offenbar schon Ende der achtziger Jahre ganz nach Florenz
übergesiedelt. Am 5.Januar1491 wird er als Schiedsrichter bei der Domfassadenkonkurrenz
genannt. Er erhält andauernd große Aufträge. 1488 malt er für S. Domenieo in
Fiesole ein Altarbild. 1489 vollendet er für Chiesa di Cestello CS. Maria Maddalena
dei PazziJ einen hl. Bernard. Beide Werke sind verloren. Anfang der neunziger Jahre
ist er reichlich im Kloster der Gesuati beschäftigt. Fresken im Klosterhof, eine Anbetung
der Könige, ,.di mjnuta manieraH, wie Vasari sagt, die Weihung des Ordens der Gesuati
durch Urban V., ,.una prospettiva bellissmafl, eine Anbetung der Hirten, zwei Porträts
des Priors und eines Mönches, ,,1a mig1ior cosaH, eine Madonna mit Hieronymus und
Johannes in Halbfigur über dem Tiirbogen, all das ist zerstört. Erhalten sind uns
nur die Tafelbilder, die sich jeHt in der Akademie zu Florenz befinden.
Jn den folgenden Jahren seht sich Perugino mehr und mehr in Florenz fest. Er
heiratet am 1. September 1493 die Chiara di Luca Fancelli, die ihm 500 Goldgulden
mitbringt. Vielleicht war das auch eine Geldheirat, der schlaue, berechnende Perugino
hat sich das sicher genau überlegt. 1497 erwirbt er ein Grundstück, weiter kaust er 1498
in Via dei Pinti für 150 Goldgulden ein Haus. Inzwischen ist er öfters in Venedig
gewesen. Am 14. August 1494 erhält er vom Dogen Agostino Barbarigo den Auftrag,
im Gran Consiglio des Dogenpalastes Dogenporträts, die Flucht Papst Alexanders III.
vor Friedrich Barbarossa und die Schlacht bei Spoleto für 400 Dukaten zu malen.
TroHdem Perugino 1496 wieder in Venedig war, ging er nicht an die Arbeit. Auf
eine 1500 an ihn ergangene Aufforderung hin verlangt er das Doppelte, worauf ihm
der Auftrag entzogen wurde. 1515 hat Tizian die Fresken, die zerstört sind, ausi
geführt. Eigentümlicherweise finden wir erst am I. September 1499 den Namen Perui
ginos in der Matrikel ,,de117Arte dei Medizi e spezia1isE, in der die Maler, die offiziell
keine eigne Zunft hatten, eingetragen wurden. ,,Magister Petrus Cristoph0ri Vanucci pict0r
de PerugiaU ist da am t. September eingeschrieben. Grade in diesem Jahre verläßt Pera:
gino, wenn auch nicht für immer, Florenz, um für Perugia große Aufträge zu über:
nehmen. Diese Jahre, von 1491 bis 1499, sind die besten und zugleich fruchtbarsten
in Peruginos Schaffen. Wir teilen sie wieder in zwei Teile, indem wir die Jahre bis
1496, die den Höhepunkt ausmachen und ihn frei von jedem Schema zeigen, für sich