Volltext: H. von Zügel

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Kunst, mit der Entwicklung der LandschaftSmalerei die der Tiermalerei erfolgte. 
Denn diese Tiere waren genau wie im alten Holland Stimmungsfaktoren innerhalb 
des Gesamtbildes. Welch ein pulsierendes Leben kam in die Silhouette eines 
Naturausschnittes, wenn dampfende Ninder stampfend den Pflug über die ScholIe 
zogen oder wie einzig erklingt der Abendfrieden über den Feldern, wenn müde Schaf- 
herden heimwärts zu den Ställen ziehen. Jn diesem Sinne wurden Troyon, Charles 
Jacque und die köstliche Nosa Bonheur Erneuerer der Tiermalerei im engsten An- 
schluß an die große Tradition der Holländer. Um der neuen Richtung endgültig 
zum Siege zu verhelfen, fehlte nur noch der Bauern-Apostel MilIet, der auch im 
Wald von Fontainebleau gemalt hat und dessen Schafhirtin der Sammlung 
Chau(hat z. B. auch im Rahmen unseres Themas einen Merkstein bedeutet. 
In diesen Meistern aber, die den Wald von Fontainebleau bevölkerten, erblicken 
wir nicht nur die Erneuerer der modernen Malerei schlechthin, sondern ebenso 
mit Recht die Vorkämpfer einer Kunstanschauung, die heute längst zum Durch- 
bruch gekommen ist. Wenn eingangs von dem Wert des Naturgefiihls gesprochen 
wurde, so sind gerade die Franzosen des neunzehnten Jahrhunderts ein schlagender 
Beweis für den Satz, daß je stärker in einer Zeit das Naturgefühl latent ist, um so 
reifer auch die Malerei als solche werden muß. Was bei den Fontainebleauern 
im besten Sinne ein vielverheißendes Versprecl)en an die Zukunft war, das hat 
unsere neudeutsche Malerei längst erfüllt und bestätigt. Freilich darf dabei nicht 
unterschätzt werden, daß auch wir zur gleichen Zeit unsere Entdecker hatten. 
Ohne die prachtvolle Erscheinung eines Wilhelm v. Diez und seiner Schüler, ohne 
die damals jungen Piloty-Schüler, unter denen vor allem Habermann markant 
hervorsticht, hätte sich die Erneuerung auf dem Boden unserer Kunst so schnell 
und konsequent nicht vollziehen können. Was Paris für die sechziger Jahre im
	        
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