für die gesamte künstlerische Evolution erweitern. Jm Gegenteil, der kurzen
kräftigen Blüte folgte selbst im eigenen Lande unter den Geschmack;verirrungen
der Zeit ein jäher Verfall und wenn auch vereinzelt spätere Meister wie Constable,
der für sich eine prächtige Ausnahmeerscheinung im ersten Viertel des neunzehnten
Jahrhunderts darstellt, immer wieder auf die Lehren der großen holländischen
Landschafter zurückgegrifsen haben, so war doch der Welt die Erkenntnis vom Werte
dieser Kunst sehr schnell abhanden gekommen. Vor allem hatte das Rokoko mit
seiner arkadischen Sehnsucht, das in seinen Anfängen bei Watteau noch so natürlich
und kerngesund anmutet, später indes fast ausnahmslos einer reinen Theatralik
verfallen sollte, die Kunst in gänzlich entgegengesetzte Bahnen abgelenkt und noch
mehr war der wiederauflebende Drang zur Antike um die Wende des achtzehnten
Jahrhunderts aller Gegenwartsmalerei fast ebenso verderblich wie die grauenvollen
Ereignisse der französischen Revolution, die reaktionär mit innerer Notwendigkeit die
Kunst einem nur den Formen, nicht dem reinen Gehalte nach, neuen Klassizismus
in die Arme trieben. Man mag den Umschwung und die irrigen Anschauungen
jener Tage noch so sehr beklagen, die Ursachen wird man dennoch leicht entdecken
können. Unter den vielen erschütternden Ereignissen des politischen Lebens hatten
die Menschen alle Freude am Alltag verloren. Das kriegeriscl) gestimmte Zeit-
alter Napoleons verlangte von der französischen Kunst im Interesse der Staats-
raison antikisch verklärte Nuhmesszenen, die ihrerseits den Aufschwung einer öden
Historienmalerei vorbereiteten. Dagegen ging das künstlerisch vorwiegend literarisch
gesinnte Deutschland in der bildenden Kunst ähnliche Wege und setzte an die
Stelle kraftvoller, aus der Gegenwart herausgeborener Empfindung die literarische
Anekdote, den historischen Roman und die genrehafte Novelle. Wie und in welchen
Formen sich diese Zeit der allgemeinen künstlerischen Ermattung auslebte, braucht
hier nicht erwähnt zu werden. Es genügt der Hinweis, daß seit den Tagen