Volltext: H. von Zügel

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steht die Jugend fortan über seinem ganzen kiinstlerischen Werdegang. Er ist der 
Heimat treu geblieben bis auf den heutigen Tag, wo der große Meister längst Guts- 
besitzer mit Schaf- und Viehherden in Murrhardt geworden ist und wo kein Jahr 
vergeht, in dem er nicht für Woc)en und Monde stiller angestrengter Arbeit 
auf den Boden seiner schwäbischen Heimat zurückkehrt. Es ist in der Tat ein 
prächtige5 Menschenschicksal, das in diesem Meister verkörpert ist, der den engen 
Kreis seiner Jugendimpressionen von Jahr zu Jahr immer weiter zu spannen 
gelernt hat, der in diesem Sinne auch dem alten Spruch neue Wahrheit gibt, daß 
ein echter Künstler nur eine Handbreit Erde gebraucht, um sich darauf zu entdecken. 
Heinrich Zügel hat seine Memoiren nie geschrieben und wird sie wohl nie 
zu Papier bringen. Unsre heutige Kunst hat auch nach dieser Seite hin eine 
Wandlung durchgemacht, denn nie in einer Zeit  die Nenaissance vielleicht 
ausgenommen  ist der Künstler auch als Schriftsteller gleich hoch eingeschät3t 
worden wie gerade gegenwärtig. Neben Gauguin, van Gogh und Segantini, die 
immerhin durch Publikation ihrer Schriften nach dem Tode entschuldbar sind, 
sind Trübner und Louis Corinth getreten, beide noch lebende Meister, von denen 
vornehmlich der letztere durch seine Jugendbeichten viel zur richtigen Erkenntnis 
seiner Kunst beigetragen hat. Und dennoch hätte auch Corinth nicht von seinem 
Leben sprechen sollen. Wiißte man nichts davon, man hätte es nie anders ein- 
geschätzt, als es wirklich gewesen ist. Er hätte vielleicht der Phantasie seiner 
Freunde manches zugute halten müssen, aber diese Phantasie wäre doch stets in 
die richtigen Bahnen hineingeraten, weil nämlich auch Corinth eine Persönlichkeit 
ist, die fast allein nur aus dem Milieu erklärt werden kann, in dem er aufwuchs. 
ZiigelS Memoiren dagegen sind seine Schöpfungen. Die frühesten von ihnen sind
	        
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