Tafel
Ofenkacheln aus der ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts im Besitze des Verfassers, welcher sie im
Jahre 18Z8 in 2Zingen am Rhein erivarb. Sie sind in Thon aus Formen gepreßt, gebrannt und mit ver:
schiedenen Farben glasirt semaillirtJ. Un einigen Stellen zeigen sich auf der gelben Farbe noch Spuren
ursprünglicher Vergoldung.
Die ,siiacheln stammen aus der berühmten Werkstätte der Gebrüder 1äirschvogel in Nürnberg.
Dieselben waren nicht nur vielseitig gebildete Künstler, sondern sie befaszten sich auch mit mancherlei
wissenschaftlichen Untersuchungen, besonders in der Chemie, und brachten mit Glück in den verschiedensten,
theils geformten, theils aus freier band modellirten Töpferwaaren und Glasmalereien die Früchte ihres
Studiums zur 2lnwendung. Die ,,iTDirschvogelt stehen dem so berühmten Bernl1arcl Palissy in Paris keinesfalls
nach. Derartige .kiiacheln und überhaupt farbige Töpferarbeiten wurden jedoch auch von anderen. Meistern
noch geraume Zeit in Nürnberg gefertigt und weithin versendet, so daß sie jetzt häufig als ,,lZ:irschvogeli
produ1siteU im Handel vorkommen.
Unter den vielen Darstellungeii, welche wir auf Gfenlsiachelii finden, waren solche mit biblischen Pers
sonen besonders beliebt. Die eine der vorliegenden .Isiachel1i ist mit dem Namen Ho1ofernes, die andere mit
Iosua bezeichnet; ersterer in der Tracht eines Ritters aus der Zeit des Meisters; bei der Figur des Josua
zeigt sich schon das Suchen nach 2lbsonderlichem, indem die Rüstung phantastisch aus Theilen älterer Perioden
zusammengesetzt ist. Alle Ofenkacheln mit 1Tischen und Vertiefungen entsprechen ihrem bauptzwecke insofern,
als die vertieften und dünnen Stellen die Wärme schnell abgeben, während die vorspringenden und stärkeren
Theile dieselbe länger anhalten.
Einen vollständigen Ofen mit JKacheln aus älterer Periode gaben wir bereits auf Tafel 387.
Tafel
A Gräflich Hennebergtsche Hoftracht aus der ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts, nach einer colos
rirten Handzeichnung, aufbewahrt unter den Briefen und Rechnungen der gräflichen Familie, als Schneiders
n1uster für die Junker, um ihre Knechte, wenn sie bei Hof zu erscheinen hatten darnach kleiden zu lassen.
Dergleichen Muster zur Verfertigung der Anzüge, besonders für Untergebene, wurden in damaliger Zeit häufig
den schriftlichen Verordnungen beigefügt. Obgleich diese Tracht zunächst für den hennebergischen Hof bestimmt
war, so ist doch das Wesentliche derselben mit dem Anfang des XVI. Jahrhunderts besonders zum Jagd:
gebrauch allgemein gewesen. Als eigenthümlich der Familie Henneberg angehörig sind die heraldischen Farben
zu betrachten, welche in den sechs Abtheilungen an der Kappe, Halsbedeckung, an dem rechten ObEVbei11 Und
den Zacken der rechten Schulter vorkommen. flach der Beschreibung hat der Rock hinten vier Falten.
Der Vielseitigkeit wegen fügen wir dieser Abbildung vier J1Tännertrachten bei, nach Holzschnitten einer
Ausgabe des Titus Livius aus der ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts. sBekanntlich wurden die Holz:
stocke von den Verlegern auch zu anderen verschiedenen Werken benützt.J
Wir erkennen in diesen Figuren Ritter und Fürsten, wie sie der Künstler seiner eigenen Periode
entnommen hat.
B zeigt einen Ritter, welcher den Harnisch abgelegt, C einen Vornehmen in Haustracht, D und E
fiirstliche Persönlichkeiten, wozu dem Künstler wohl Kaiser Maximilian 1. vorgeschwebt haben mag.
Tafel
Srauentracht aus der ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts, nach Originalzeichnungen von Basis
läsolbein d. J. in dem städtischen Museum zu Basel. Sie bilden eine Folge von fechS weiblichen Baselertrachten,
unter welchen die beiden Gegenwärtigen, wie auch jene auf Tafel 50Z vorkommen. Ueber die Tracht selbst
gilt das, was wir schon bei genannter Tafel erwähnten. Diese Zeid7nungen sind zwar nur in Braun aus:
geführt, allein in einem privatbesitz zu Basel findet man die nämlichen, wohl gleichzeitigen Copien in Farben.
1.