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VlI.
Kapitel.
Siebente5
Kapitel.
Kultur,
KUUns
Kvktiim.
Verzeiht, es ist ein groß7 Ergöhen,
Sich in den Geist der Zeiten zu versehen.
Zwei Bücher sind es, die auf mein geistiges Leben einen
entscheidenden Einfluß geübt haben, beide heute wie verschollen
und vergessen. Das eine, das mir etwa in meinem fünf:
zehnten oder sechzehnten Lebensjahre in die Hände fiel, war
Johannes von Müllers ,,Vierundzwanzig Bücher allgemeiner
Geschichte der Menschheit.U Kurz, tresfend, voll Urteil und
Gedanken, aus großer, überschauender Weltansicht geschrieben,
hätte es meines Erachtens ein standard work sein sollen,
ein klassisches Buch, das immer neu gelesen, in immer neuen
Auflagen hätte erscheinen müssen. Statt dessen, wer lieset es
nochP Wer kennt es noch, wenn nicht der Litterarhistoriker,
der doch einen Mann wie den großen Schweizer Geschichts:
schreiber nicht übergehen kannP Auf mich hat das Buch da:
mals eine mächtige Wirkung geübt. Jch las es wieder und
wieder fast bis .zum Auswendigwissen; es bestimmte meine
Liebe zur Geschichte und weckte schon damals in mir den
Wunsch, mein Leben, soweit es der Wissenschaft gehörte, der
Geschichtschreibung zu widmen. Und dabei ist es ja auch ge:
blieben.
Das zweite Buch sind Schnaases,,Niederläudische Briefes,
Jch bekam sie zufällig als ein Geschenk meines künstlerischen
Freundes Kaspar Scheuren. Auch dieses Buch ist vergessen.
Der Verfasser selbst hat es vergessen gemacht durch sein groß:
artiges Werk über die allgemeine Kunstgeschichte, das wir noch
immer als erstes Werk auf seinem Gebiete zu betrachten haben,
trok, aller Einzelstudien oder allgemeiner Darstellungen, die