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Leben
des
Malers
Pietro
Perugino.
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immer zu malen. Weil zudem die Schrecknisse der Armuth
ihm stets dorschwebten, trug er keinBedenken, um des Gewinn
nes willen sich Arbeiten zu unterziehen, die er wohl nicht be:
achtet haben würde, wenn er seinen Unterhalt gehabt hätte,
nnd Vielleicht würde der Reiahthum ihm die Bahn zur TreiTs
lichkeit in der Kunst eben so sehr Verschlossen haben,l als die
Armuth sie ihm eröffnete und die Noth ihn antrieb von niedes
rem und nrmseligem Stande, wenn nicht zum höchsten, mins
desiens doch zum gemächlichen Auskommen zu gelangen. Er
achtete nicht Kälte, Hunger, Mühen und Unbequemlichkeiten,
und wie er sich keiner Arbeit schämte, um eines Tages gemach;
lich und ruhig leben zu können, pflegte er oft sprüchwörtlich zu
sagen: nach bösem Wetter muß gutes kommen, und wenn gn;
tes Wetter ist, baut man Häuser, um, wenn es noth thut,
unter Dach zu seyn. ,
Damit man dem Fortschreiten dieses Künstlers besser. fol2
gen könne, will ich von seiner Jugend beginnen. Der all:
gemeinen Meinung nach wurde dem Christofano,s einem
sehr armen Manne von CasielIo della PieVe, in der Stadt Po;
rugia ein Sohn geboren, den er in der Taufe Pietro nannte.2J
Der Knabe wuchs ans, umgeben von Noth und Elend, und
wurde von seinem Vater als Ladenjunge zu einem Maler in
Perugia gegeben, der in diesem Gewerbe nicht sehr vorzüglich
Seins ihm
Kunst
2J Cristofano hieß mit seinem Zunamen Vannncck, daher Pietro
oft Pietro di Cristofano, oft Pietro Vannucei heißt.
Naiv der Meinung der Neuem: wurde Pietro in Cai1ello, jetzt
Eins, della Pieve geboren; er nannte sich selbst öfter in
Schriften Und auf GcmälbcU Petrus de castko plcbis. So auch
,im Perzeichn1ß.der Malerzunft bei Portas S. Pietro zu Perugia
vom Jahre 4506. Wenn sein Vater auch arm war, so besaß die
Familie doch, wahrscyeix1lich seit u27. das peruginische Bürger:
rtchi; er wird in Urkunden civjs Pekusinus genqz1nt. Marions
a. a. O. p. tu. Seine Geburt seht man allgemein um das
Jahr ins.
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