Walserfeld.
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Welt kann sie von Neuem zu grünen anheben, und die verd1,1nkelte Sage
meldet dies; Ereigniss zu früh. So ist das Walserseld nichts als die
Ebne Wigrid oder Oskopnir; daß der Kaiser an Odins Stelle getreten
sei, verriethen uns schon seine Raben; der rothe Bart könnte von Th6r ent-
liehen sein und der Name Friedrich, ja die Bergentrückung von Freyr, wie
wir bei dessen M1)thus sehen werden. Der Kaiser schläft aber nicht allein:
seine Helden, die Einherier, finden wir in vielen Sagen mit ihm in den
Berg entrürkt; seine Rüstkammer ist voller Waffen und in den Ställen
stampfen die Pferde ungeduldig im Schlaf; ja nach Einer Sage sucht er
deren Zahl noch zu mehren, damit Er und sein Heer zum legten Kampf
besser beritien sei, und so wird er auch dieß Heer selbst noch zu stärken
bedacht sein. Warum er aber versunken ist, warum er im Berge schläft,
kann uns erst deutlich werden, wenn Freyrs Mythus abgehandelt ist. Uebri-
gens gestattet die Sage auch neuern Helden einzutreten: so schläft Prinz
Karl im Fichtelgebirge mit viel tausend Kriegern, und als im Jahre 1848
Nachrichten von Siegen der Jtaliener über die österreichischen Truppen
verbreitet wurden, hieß es: ,Es geht halt so wie die ,Willeweis' prophe-
zeit hat: in Welschland wird es unsern Leuten so schlecht gehen, daß die
Meisten zu Grunde gehen. Wenn es aber so weit gekommen ist, daß der
Kaiser mit seinen zwei letzten Soldaten durch den Kuntersweg hereinzieht,
wird der Sandwirth erscheinen und die Leute ausbieten. Dann giebt
es einen so großen Landsturm wie er noch nie dagewesen ist und die
welschen Rebeller werden für immer geschlagen sein. Viele Leute glauben
zwar, daß der Sandtvirth zu Mantua erschoßen worden sei. Dies; ist
aber erlogen. Er hat sich nur versteckt nnd lebt in der Sarner Scharte
oder im Jfinger.' Zingerle Tyr. S. 203. Den Jfinger kennt man
Ober aus K. Oswalds Sage als einen Wodansberg.
Dem Birnbaum aus dem Walserseld entspricht in einer schleswigschen
S0ge (Müllenhofs S. 378) der Hollunder in Nortorf, und so finden
W) vielerlei Varianten, jede Provinz hat ihre eigenen; aber in allem We-
sentlichen bleibt die Sage sich gleich. Dort wird erst eine rothe Kuh über
eine gewisse Brücke geführt: es sind Muspels Söhne, die Flammen, die
über Bifröst reiten. Wie Mannhardt Germ. M. S. 332 bemerkt, soll
Mc) einem deutschen Volksliede eine bunte Kuh den gläsernen Berg hin-
Nil getrieben werden. Vgl. Schwarz Heut. Volksgl. S; 132. Eine solche
Brücke, spielt auch bei uns am Niederrhein eine Rolle in den Weif3agungen
US s. g. Spielbernd, die im Jahre 1848 wieder so viele Gen1iither be-
unruhigten, obgleich sie nur verwirrte Nachklänge der uralten Vorstellungen
vom Anbrnth des großen Weltkampss sind, der seht als Au-I-brach eines
allgemeinen europäischen Krieges gefaßt ward. Jene Brücke sollte seht bei
Mondorf über den Rhein geschlagen weiden nnd darauf der allgemeine