Haften und Bande.
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den Amboß thut, um Lucifers Kette wiederherzustellen.Vergäßen die Schmiede
nur einmal den kalten Schlag auf den Amboß zu thun, so kämeLucifer
von seiner Kette los. Dies; bestätigt auch Rochh. Glaube 58, vgl.
Mannhardt Myth. S. 86 ff. Schon der gangbare Ausdruck, ,der Teufel
ist los' seht seine Feßelung voraus.
Der Wcltuntet-gnug.
43. Die G-ötterdämmerung.
Ungeachtet der Vorkehrungen der Götter in der Feßelung Lokis und
Fenrirs tritt der geahnte Weltuntergang dennoch ein, indem jene gefürch-
teten Ungeheuer ihre Feßeln brechen. Was die Fesseln sprengt, ist noch
ZU ermitteln; geahnt haben wir aber schon oben, F. 40, daß es die Götter-
dämmerung, die Berfinsterung der sittlichen Begriffe, die allgemeine Ent-
sittlichung sein miiße, welche das Ende der Welt herbeisühre. Darnach
wäre Ragnarök oder die Götterdämmerung nicht sowohl die Folge
des Untergangs der Welt, als vielmehr Ursache desselben, und dies; wird
sich in dem Folgenden bestätigen. Tres-fend wird Myth. 774 Ragnarök
mit ,Versinsterung der Zeit und der waltenden Götter' übertragen und
M. 23 heißen regin ,die weltordnenden Gewalten'. Dieselben
werden nun Skaldst. 55 auch als höpt und band, als die Hasten und
Bande der Welt gefaßt, was aus eben diese Feszeln gehen kann, deren
Bruch Fenrir frei macht und den Untergang herbeiführt. In diesem Sinne
haben wir J. 40 das Band Gleipnir auf Gesetz und Sitte gedeutet. Als
die Haften und Bande der Welt, die den drohenden Untergang gefesselt
hacken, sind die Götter die welterhaltenden Mächte. Daß sie dabei von
der sittlichen Seite aufgefaßt werden, zeigt sich in dem, was D. 51 von
der Götterdä1nmerung gesagt ist. Zuerst soll darnach ,ein Winter kommen,
Fimbulwinter genannt'. Da stöbert Schnee von allen Seiten, da ist der
FVOsk groß und sind die Winde scharf nnd die Sonne hat ihre Kraft
verloren. Dieser Winter kommen dreie nach einander 11nd kein Sommer
da3Wkf!HEt1- Zuvor aber kommen drei andere Jahre, da die Welt mit
sc)tveren Krieger! erfüllt wird. Da werden sich Brüder ans Habgier
ums Leben bringen und in Mord und Sippebruch der Sohn des Vaters,
der Vater des Sohnes nicht schonen. So heißt es in der- Wöluspa: