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VIII.
Von
deutscher
Art
und
Kunst.
flötet im Hintergrunde, dazwischen tönen Feileustriche und ge:
dämpfte Hanunerfchläge. Der würdige Hausvater hat die VrilIe
beiseitegelegt und erklärt feine Arbeiten: wir sehen vor un:
fern Augen eine Schwarzwälder Uhr entstehen und vollenden,
vom Ausfeilen des Triebrades bis zum Einsetzen des Werkes.
11eberall Reiulichkeit und trotz der vielen Handwerksrequisiten die
größte Ordnung. An den Fenstern blühen Rosen und Pelar:
gonien, von den Wänden schauen Kupferstiche und Photogra:
phien hernieder, und alles athmet Zufriedenheit. Die Mutter
bringt Kaffee, der Fremde wird eingeladen mitzutrinken, nnd
fühlt sich bald so heimisch, als gehörte er dem Kreise von Jugend
auf an. So im Schwarzwalde und Elfaß; der Schweizer jedoch
ist zuriidkhalteuder und vielleicht nicht ganz mit Unrecht, denn
sein gastliches DaSh ist seit einer Reihe von Jahren theils von
sogenannten Demagogen, theils herumzieheuden Miißiggängern
arg in Anspruch genommen worden.
Von den Volksgesängen beschäftigen sich viele mit dem
Schicksal der Stadt Straßburg, auch haben sich mehrere alte
Lieder aus der Zeit der schweizerifcheu Freiheitskämpfe erhalten.
Allbekannt und in Volkskreisen sehr beliebt ist das zarte Klage:
lieb. In Straßburg über die Steinen.
Am künstlerischen Schaffen hat sich Alemannien in ehrenVollster
Weise betheiligt und vermag eine lange Reihe von welthistorischen
Namen aufzuweisen. Gottfried von Straßburg fang in bezau:
bernd süßen Tönen, während einige Jahre später Meister Erwin
nach ewigen Maßen den Münsterbau fügte. Martin Schon:
gauer aus Kolmar, ein Künstler von seltenster Tiefe, soll ebenso
wenig vergessen fein als der Satiriker Sebastian Braut mit
seinem ,,Narrenschiff7i und der wackere Chronist Jakob Twinger
von Königshofen.
Alemannien schenkte auch dem deutschen Lande einen der
edelsten Kaiser: an den Ufern der Aar liegt die uralte Habs2
bnrg, das Stammschloß, aus welchem Rudolf L, der Wiederher:
steller des Reiches, hervorging.