Co11eil zu
Das
Pisa.
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Reich anerkannt wurden. Das Pisaner Concil, von Car:
dinälen ohne den Papst berufen, bildete eine Epoche in der
Geschichte der Kirche. Vom canonischen Standpunct ans war
es ein Art offenbarer Rebellion gegen den Papst, und es
verwickelte sich von vornherein in die grellsten Widersprüche.
Die 23 Cardinäle, welche es veranlaßten, hatten ihrem
Papst, hier Gregor XII., dort Benedikt X1I1. den Gehorsam
aufgesagt, und verlangten dennoch, daß er sie als seine An:
kläger und Richter zugleich anerkenne; und sie bildetest end:
lich dies Collegium aus Richtern, von denen der eine Teil
den andern für schismatisch hielt.1 Aber die Christenheit,
neben jenen Cardinälen durch Abgeordnete repräsentirt, an:
erkannte einen revolutionären Entschluß und erhob sich zum
ersten Mal in allen ihren Ständeu, um ein Tribunal zu bilden,
vor welches sie das Papsttum zog. Der GrnndsaH des be:
riihn1ten Gerson, daß die Kirche auch ohne den Papst Kirche
sei, und daß dieser unter dem Coucil stehe, wurde auf der
Versammlung von Pisa zur Anerkennung gebracht. Dies
war der erste große thatsächliche Schritt zur Befreiung der
Welt von der mittelaltrichen Papst:Hierarchie; es war bereits
die Reformation.
Die
Synode
zu
Pis a
constituirte
sich
als
ein
christlicher
l Die Bischi5se von Riga, Werden nnd Worms erklärten das Concil
für unbes11gt. Sie beschwerten sich zumal, daß die Zustimmung des Königs
der Römer nicht nac;gesucht sei. Sie fragten die Eardinäle: Si dubjtant.
de Papatu Gregorii, quare simi1i rati0ne non d11lJitnnt de Su0 mirs
dinalatnP Die Boten iicscrreichten ihre dahin schriftlich an1 19. April,
protestirteu im Namen des römischen Königs, appelIirten an ein ökn1uenis
Weis Concil, nnd verließen Pisa am 21. Raynald n. xlIl. sq. Der
An11alist der Kirche hat, wie S. Antonin, das Concil von Pisa für uns
canoniseh erklärt, nnd Gregor den XIl. als rechtmäßigen Papst bis zu
seiner Abdanknng anerkannt.