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Drittes
Bachs
Siebentes
Capitel.
dieser Mosaiken zeigte, schon den tiefsten Verfall, aber der Ge:
danke, eine ganze Capel1e musivisch auszusehmücken und das
Drama des Chriftentums in einer Folge von Gestalten und
Handlungen darzustellen, war für jene barbarische Zeit so
kühn, daß er unserer Aufmerksamkeit deshalb wert ist. Wir
besitzen noc2 Reste von diesen einst berühmen Mosaiken
Johann7s VIl. Als im Jahre 1639 seine Capelle nach einer
Dauer von nicht weniger als 900 Jahren niedergerisfen
wurde, kam daraus ein musivifches Gemälde nach S. Maria
in Cos1nedin, wo dies ehrwürdige Denkmal Les zählt mehr
als elf Jahrhunderte3 in der Sacristei eingemauert ist. So
roh die Zeichnung nnd die Arbeit ist, so trägt es doch die
Züge einer für uns kaum noöh verständlichen Zeit frommer
Einfalt und gläubiger Kindlichkeit.1
Johann V1I. soll in seiner Capelle das sogenannte
Schweißtuch der Veronica niedergelegt haben. Im X. Jahr:
hundert wurde diese fabelhafte Reliquie dort verehrt, nnd
sicherlich
heute in
schon seit geraumer Zeit.2 Auch sieht man noch
den Grotten des Vatican eine auf die Veronica
Weil dies Tuch
im Mittel:
I Es stellt vor die Jungfrau mit dem Kinde, griechisch verschleiert,
auf reichgeziertem Tron; vor ihr ein Engel; hinter ihr eine halbe Figur,
die dem Kinde ein Geschenk bietet, und eine zweite Figur, die vielleicht
Joseph ist. Die Arbeit aus schlechten und groben Pasten ist so roh
wie jene des gleichzeitigen ST Stephan in S. Pietro ad Vincula. Eine
schlechte Abbildung beim CreiZcimbeni Storia della basilica di S. Maria
in C0smesdin p. 145. J
T Dies entnehme ich aus dem Chr0nic0n Benedicti, Mönchs von
S. Andrea auf dem Berg Soracte CM0n. German. V. c. 11J: .J0s
hannes pr8,ee1sat pa.pa, qui fecit 0rat0rju111 Sancta Dei genjtricjs,
0pere p11loerrim0, jntra ecc1esia b. Petri apost01i, ubi dioituk a
Ver0njce.