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Bildende Kunst.
heit, seine Experimente an den Bildern von etwa 1873 ab zu
verfolgen. Seit etwa 1878 aber ist die Aufgabe gelöst, und
wir sehen eine Landschaft von phantastischer Schönheit auf:
tauchen ohne jede Spur des Verschwommenen in der Wieder:
gabe des Lichts: die ,,Gefilde der Seligenit bieten das erste
vollendete Beispiel. Da haben wir denn die charakteristische
Landschaft Böcklins mit ihren an BotticelIi und das Arnothal
erinnernden Bestandteilen: eine Flachlandschaft mit Wiese und
Wasser, von einzelnen Bäumen bestanden, mit niedrigem Horizont,
den die höher aufsteigende Pflanzenwelt durchschneidet, mit
fernhinstreichenden Bergen: das Ganze gelegentlich vertieft ge:
dacht als ein stilIes, niedriges Thal, bisweilen auch als linde
Höhe mit ausgreifender Fernsicht. Und in diesem schier un:
begrenzten Raum erscheinen Blumen und Bäume und Acker
und Fels und Luft und Wasser stilisiert: die Blumen in der
Weise der Meister des 15. Jahrhunderts gesehen, wie Nah:
gebilde in Lokalfarben und plastisch gehoben; die Bäume, meist
von tektonischer Form, Pappeln und Cypressen, Lorbeer und
Platanen, Weiden, Tannen und Birken, vom oberen Bildrand
schon oft vor der Kronenbildung durchschnitten, bei dargestellter
Krone in Blattbildung und Kronenumfang streng umrissen, oft
geradezu in Hainen und Alleen künstlich gepslanzt und künstlich
geköpft; das Land von Menschenhand zu Wällen und Gräben
und Thalern und Buchten künstlich geordnet; der Fels gern
behauen, mit einer Vorliebe für Spiegelungen gut geglätteten
Marmors; selbst das Wasser in umbordeten Bächen und Becken
und Springbrunnen künstlich geführt, und die Wolkengebilde
aufgebaut zu grandiosen Architekturen. Freilich bleibt neben
dieser Landschaft in alter, ja fortentwickelter Schöne die un:
gebändigte Kraft des Meeres bestehen eines der größten Werke
Böcklins, das ,,Spiel der WelIenH c1883J, giebt eben die Poesie
dieser Kraft wieder S: aber auch hier wird die Woge technischer
behandelt als bisher, treten magischere Farbenspiele auf als
früher.
Damit war denn erreicht, was nach der Wendung um das
Jahr 1872 notwendig erschien: derselbe Formcharakter galt jetzt