Anfang entgegengesetzter
Bünd11iffe.
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Es schien fast, nachdem sich der lutherischen Bewegung ein
Bauernausruhr zugesellt hatte, wie der wiklyffitischen, als würde
jene wie diese nun auch. von der Reaction dagegen betroffen
und vielleicht zu Grunde gerichtet werden.
Allein sie war doch schon bei weitem besser nnd fester ge:
gründet. In dem nördlichen wie in dem südlichen Deutschland
besaß sie entschlossene und mächtige Verfechter.
Landgraf Philipp hatte auch Vor Mühlhausen einen eVan:
gelischen Prediger mit sich gehabt und Herzog Georg war in
sde:n Moment jener Vorhaltung durch den Anblick desselben be:
Hoffen worden. Immer mehr vertiefte sich Philipp seitdem in
die evangelischen Ueberzeugungen. Man muß die Briefe lesen,
welche er noch in diesem Jahre an Herzog Georg schrieb, worin
er bald die Lehre vom Canon und der Messe, bald die Jdee
von der Kirche oder die Verbindlichkeit der Gelübde bestreiten
man steht da, mit welchem jugendlichen und doch ernsten Eifer
er die neuen Doctrincn ergriff, welche ausgebreitete mtd lebendige
Kunde der beweisenden Stellen er sich schon verschafft hatte0.
. Eben so war es in Sachsen. Statt die Bahn seines Vots
fahren zu Verlassen, schritt der neue Churfürst noch viel ent:
schlossener auf derselben vorwärts. Als er im August 1525 von
Weimar auszog, ließ er die Priesterschaft dieses Amtes noch
einmal zusammenberufen es war der 16te dieses Monats
und ihr, nachdem sie durch zwei Predigten vorbereitet worden,
ankündigen, daß sie in Zukunft das lautete Wort Gottes ohne
allen menschlichen Zusatz zu predigen habe2J. Es waren einige
ältere Priester dabei, welche die Meinung äußerten, es werde
ihnen damit doch nicht verboten, Seelmessen zu halten, Salz
und Wasser zu weihen: sie wurden bedeutet, was Von dem
Worte gelte, sei auch von den Ceritnonien zu verstehn.
Ja Folge des Mühlhauser Abschiedes hielt der Churfürst
eine Zusammenkunft mit Markgraf Casitnir von Brandenburg
U No1nmels Urkundcnbuch p. 2.
2J ,,Das man das lauter rayn Evangelion on mmschliäpc Zusaxzung
predigen soll, fürstlichcr Bcfelch zu Weymar befchehm.H Sendfchrciben
des Pfarrers Kiß1vetter zu Ekfurt an ,,Hm Hqimsikhkkk Pfaxhkr zu Elx;
leben a. d. Gcra.U 1525.