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VIll.
Begründung
der
Macht.
habsburgifche11
gleichfalls Erwähnung finden. ,,Einstn1als ritt Graf Rudolf auf das Waidn1erk. Da
begegnete er einem Priester mit dein Sterbesakran1ente, dem der Meßner das Glöckleiu
vertrug. Rudolf stieg von: Pferde, um dem Sakramente seine Ehrfurcht zu beweisen.
Nun floß aber quer über den Weg ein Bächlein, welches der Priester übersehrciten mnszte.
Als er sich die Schuhe auszog, um das Wasser zu durchwaten, denn er hatte Eile und
wollte einen Todkranken durch das Sakrament stärken, hieß ihn der Graf, sich seines
Pferdes bedienen, damit er seine geistliche Pflicht desto eher erfüllen könne. Der Priester
brachte dem Grafen dankend das Pferd zurück, aber Rudolf wollte es nicht wieder be:
steigen, seitdem es in dem Sakramente seinen Herrn nnd Schöpfer getragen. So ließ er
das Pferd dem Priester.U Bald nachher wurde dem frommen Grafen die Weissagnng zu
Theil, er sei zu hohen Ehren berufen, nnd eine spätere 1ieberlieferung fügt hinzu, der
Priester, welchem Rudolf jenen Dienst geleistet, sei nach1uals Kaplau bei dem Erzbischof
Werner geworden und habe durch die Erzählung dieses Vorfalls dem Grafen die Sinn:
pathie des hohen Kirchenfürsten gewonnen.
Während Werner ans die geistlichen Kurfiirsten einwirkte, war der Burg:
graf Friedrich von Nürnberg, welcher mit Rudolfs Schwester vermählt
war, im Jnteresse desselben bei den weltlichen Fürsten thätig. Der Hinweis ans
die Tüchtigkeit nnd den Biedersinn des Grafen war crfolgreich, auch ließen sich
einige der Wahlfiirsten, insbesondere der Pfalzgraf vom Rhein, durch die
Aussicht bestimmen, 1nit dem zukünftigen Könige in eine Familienverbindnng zu
treten. Von Bedeutung aber war es ohne Zweifel, das; Rudolfs Machtverhiilt:
nisse etwa den Wünschen und Meinungen der Kurfürsten entsprachen: sie waren
mäßig, erschienen aber a11s3reichend, um als Grundlage der königlichen Stellung
zu dienen.
Die Habsburger gehörten zu den Grafengefchlechtern Siidtoestdeutfchlands, die sich
allmählich, namentlich im 12. Jahrhundert, eine besonders angesehene Stellung errungen
hatten. Ihre Sta1ntngüter lagen an den freundlichen Ufern der Aar und Reuß, beherrscht
von der kleinen Beste Habsburg oder Habichtsburg, nach welcher das Geschlecht sich nannte.
Durch Heirath nnd kaiserliche Gnaden erweiterte sich ihr Gebiet. Nach einander erlangten
die Habssbnrger die Landgrafschaft im oberen Elsasz, den Ziirichgau, Theile von dem Besitz
der Lenzburger Grafen und die Grafschaft im Aargan. Als sich dann im Jahr l232 das
Geschlecht in zwei Linien theilte, erwarb Graf Albrecht, der Begründer der älteren
Linie, neue Ansprüche durch seine Vermählung mit der Gräfin Helwigis von Kybnrg.
Am l. Mai 12l8 gebar sie einen Sohn, Rudolf, welcher vom Kaiser Friedrich lI.
aus der Taufe gehoben und von der Vorsehung bestimmt wurde, dereinst selbst das Szepter
des Reiches zu führen. Von seinen Jugendjahren wissen wir wenig; im Jahr 12st1, nach
dem Tode seines Vaters, finden wir ihn in Faenza bei Kaiser Friedrich Il., denn in dem
großen Kampf zwischen dem Papst und den Hohenftanfen hielt das Geschlecht treulich zum
Kaiser. Jn die Heimath zurückgekehrt, vermählte er sich l243 mit einer Gräfin von
Hohenberg, begab sich aber bald darauf wieder an das kaiserliche Hoflager nach Verona.
Wie Friedrich ll., so leistete er auch dessen Nachfolgerin, Konrad IV. und dem unglück:
lichea Konradin, manchen Dienst, der nicht unbelohnt blieb. Aber freilich verfeindete er
sich dadurch mit der Kirche, die ihn mit dem Banne belegte, nnd mit seinem Oheim von
KlJburg, der, wie auch die jüngere Linie des Hauses Habsburg, auf seiten des Papstes
stand. Obtvol im Jahr t26l eine Aussöhnung erfolgte, gelang es dem Grasen Rudolf
beim Tode des letzten Kt;bnrgers nicht sogleich, das ganze Erbe in seine Hand zu bringen;
denn König Richard gab es den: Grafen Peter von Savoyen. Aber der Tod befreite