der Lykier.
Kj1ltus
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Die Lhkier saßen in einem fest umgrenzten Gebiete von sehr
bestimmten plastischen Formen. Der Tauros, der hier bis zur Höhe
von 10,000 Fuß emporsteigt, senkt sich in Schneefeldern und Alpen:
weiden zum Thale des Xanthos; die Seitenwände desselben, die Berge
des Kragos nnd Antikragos sind schön bewaldet und von rauschenden
Bächen durchzogen. Von der Höhe des Thals reicht der Blick bis
zur Mündung des Xanthos über die iippige Vegetation der Ebene bis
zum Meere hinab. Für fremde Anregungen und Vorbilder empsäng:
lich haben die Lykier dieselben in eigenartiger Weise zu entwickeln
verstanden. Das Alter der lhkischen Kultur wird nicht sehr hoch
hinaufgeriickt werden dürfen. Da ihre Schrift nach dem Ausweis
der Denkmale von den Griechen entlehnt ist Csie haben derselben
einige neue Zeichen hinzugefügtJ, da die Griechen selbst ihre Buchstaben
erst im neunten Jahrhundert von den Phoenikern lernten, konnten die
Lhkier dieselben frühstens im achten Jahrhundert von den Griechen
übernehmen. Dagegen gestattete die feste von hohen Bergzügen ge:
schätzte Lage ihres Landes den Lhkiern eine ungestörtere Entwickelung
als den übrigen Stii1nmen Kleinasiens. Die Einfälle der Kimmerier
und Treren werden das Thal des Xanthos nicht verwüstet haben; von
allen Stämmen diesseit des Halys wurden die Lhkier den Lhdern nicht
unterthan. Die Monumente beweisen, daß auch die Herrschaft der
Perser den Fortgang der lhkischen Kunst nicht unterbrochen hat. Aber
die Denkmale Lykiens aus der persischen Zeit geben zugleich den Be:
weis, daß die rasch fortschreitende Kunst der Griechen die der Lhkier
schon im vierten Jahrhundert v. Chr. iiberwältigte. Das schönste
Denkmal Lhkiens, das Grab des persischen Statthalters .Harpagos aus
der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts zeigt fast durchaus griechische
Formen.
Das angesehenste Heiligthum in Lhkien war der Tempel des
S0UUEU8Vkkeö zu Patara auf dem südlichen Abhang der Daedala:
berge. Hier hielten die Lykier dem Sonn,engotte, dessen charalteristisches
Zeichen bei den Semiten die Ueberwältignng des Löwen ist, gezähmte
Löwen; die Priesterin wurde in einer gewissen Nacht im Tempel ein:
geschlossen, um den Besuch des Gottes zu erwarteniJ. Münzen der
lhkischen Stadt Mhra zeigen die heiligen Steine der Semiten und
eine weibliche Gestalt neben derselben2J. Den Griechen der alten
II Herob. 1, 182. Strabon p. soc. serv.
11ua1ismatique F. IS. l. 2.
Damm, Geschichte des A1terthums 1. s. Aufl.
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