Die
Alenaden.
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Thessalien erstreckt hätte. Freilich war Larissa bis auf die Zeiten
des Perserkrieges der bedentendste Staat in Thessalien, aber auch
von Pharsalos nnd Pherae hing eine bedeutende Zahl anderer Orte
ab. Jndeß hob sich die Macht der Aleuaden wesentlich dadurch,
daß eine jüngere Linie des Hauses LEchekratides, Antiorhos, ein
zweiter Cchekratides nnd OrestesJ im sechsten Jahrhundert die Herr:
schast über Pharsalos gewann nnd daß seit Anfang desselben Jahr:
hunderts eine dritte Linie dieses Geschlechts CSkopas der Aeltere,
Diaktorides, Kreon, Skopas der Jiingere1J zu Kraunon eine fürsti
liche Stellung einnahm. Aber es ist sicher, daß die Gewalt aller
dieser Fürsten durch die Rechte des Adels wesentlich beschränkt war.
Eine gesehmäßige regelmäßige Obergetvalt war, nur vorhanden,
wenn Larissa, Pharsalos und Pherae in der Wahl eines gemeinsas
wen Anfiihrers, eines Tagos, iibereinstimmtenJ, und dies geschah
nur in außerordentlichen Fällen, bei gemeinsamen großen Kriegss
zügen. Von den Alenaden von Larissa wird Eurhlochos sum 600J,
von denen zu Pharsalos Antiochos Cum 550I und dessen Nachfolger
Echekratides als Tagos von Thessalien bezeichnet3J. Dem Tagos
stand das Recht zu, von allen abhängigen Stämmen Tribut zu ers
heben, und man rechnete, daß die thessalischen Orte dem Tagos
eine Gesammtmacht von 6000 Rittern und 10,000 Hopliten stellen
könnten4J. Stand kein Tagos an der Spitze, so war die oberste
Gewalt bei den allgemeinen Versammlungen des Adels der Gebiete
U Die Beweie3stellen bei ButtmanuMythol. 1l, 246. Daß der erste Skos
pas um 600 gelebt hat, beweist der Umstand, daß sein Sohn Diaktorides sich
unter den Freiern der Agariste befindet, eine Brautsahrt, welche in das Jahr
567 fällt; Herodot S, 127. vgl. Bd. IV. Daß Thorax schon vor 500 in Las
rifsa gebot, beweist die im Jahre 501 oder 499 geschriebene zehnte pythische
Ode des Pindar. Den Führer der Reiter, welche die Alenaden im Jahre 511
dem Hippias zu Hülfe schicken, nennt Herodot .Ki11eas. Tat; Jahr des Unters
ganges der Slopaden in Krannon wird sich schwer beftmnnen lassen. Daß
Simonides bei diesem Einsturz des Hauses, der alle FEkopaden tödtete, durch die
Dioskuren allein gerettet sei, zum Dank für den Preis. welchen er ihnen gefun:
gen CQujnt. 11,2,15.J, ist eine Von den Gesch1chten der Griechen, die die wuU,
derbaren Rettungen frommer Dichter durch die.besondere Gunst der Götter vers
herrlichen. Simonides war von 528 bis 506 In Athen, und dann wieder etwa
vom Jahre 490 abwärts. Der Aufenthalt bei den Stopade11 in Krannon ges
hört demnach in die nächsten Jahre nach 506. Unter seinen Lden ist allerdings
ein Preislied auf die Diosknren nnd ein Klagelied ans. den Untergang der Slos
paden, dessen Anfang erhalten ist, wobei der Dichter 1F1deß seiner Anwesenheit
bei dem Einsturz nickt gedenkt, die auch ohne Zweifel Msktk stattgefunden hat.
2I Xenopl1. hellen. S, 1, s seqq. Ueber den Titel Pollux onom. 1s Use
Böolib. corp. jnScript. N0.:1770. 3J ButtU1a1tn a. a. O. 281. 254.
4; xck1oph. wiss. S, I, 11. 18. 19. Dsmostheu. o1yx:th. ps I5s 21s