Erziehung
der
Jugend
der
höheren
Klassen.
889
und schlechte Kräuter unterscheiden lernen, Bäume pflanzen und
Jagdnet;e verfertigen II. Hält man diese Zeugnisse zusammen, ers
innert man sich, daß die Könige noch im vierten Jahrhundert mit
ihrer Umgebung lange Jagden zu Pferde ansführten ohne sich durch
Ermüdung, Hitze oder Kälte, Hunger oder Durst hemmen zu lassen 2J,
so scheint es nicht zweifelhaft zu sein, daß die Könige der Perser
auf Grundlage der alten Gewohnheiten des Volks ein Erziehungsi
shstem für die Beamten eingeführt haben, an welchem sie auch ihre
Söhne, so viel es gut schien, Theil nehmen ließen. Die Uebung
im Reiten und Bogenschießen war den Persern national, die Jagd
war zum Sc;utze der Heerden nöthig und wurde daneben sowohl
aus religiöser Pflicht als auch aus Neigung betrieben; der Jugend
war seit alter Zeit die Bewachung und Beschiit;nng der Heerden
gegen die Raubthiere zugewiesen. Brachte man diese Uebnngen in
einen Zusammenhang, fügte man die Rücksicht auf einen späteren
Kriegsdienst in Befehlshaberstellen, vor allem aber die Gewöhnung
an unbedingten Gehorsam hinzu, so ließ sich hoffen, aus solcher
Schule tüchtige und dienftwillige Beamte und gute Generale zu
erhalten. Abhärtung und rauhe Gewöhnung für die Söhne der
Vornehmen waren u1n so nothwendiger, als der Luxus unter den
höher gestellten Persern unter Dareios rasch um sich griff. Daß
der Religionsunterricht nicht gefehltYhaben wird, dürfen wir den
Berichten der Griechen glauben; auch das Zendavesta verlangt folg
chen Unterricht wie er denn auch noch heuteNbei den Parsen üblich
ist Toben S. 548J. Die Griechen irren darin, daß sie diese Kadetten:
häuser als allgemeine Erziehnngsweise bei den Persern hinstellen,
daß sie behaupten, die persische Jugend erhalte eine der spartanischen
ähnliche Erziehung. Man trug nur von Staats wegen Sorge, eine
Anzahl junger Leute aus den hervorragenden Geschlechteru zu künf:
tigen Generalen und Statthaltern zu erziehen. Xenophon ist die
Beschränkung dieser Erziehung auf Söhne der Höhergestellten nicht
entgangen; er hebt dies in der Anabasis ausdrücklich hervor. Sie
geschah theils unter den Augen des Königs selbst am Hofe, theils
an den Hofhaltungen der Statthalter, welche genau nach dem Vor:
bilde des königlichen Hauses eingerichtet waren II. s Auch in den
1J Strabon P. 733. 734.
8s