Kambyses
in
Aegypten.
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wenigsten werden den fremden Fürsten, der ihnen ihre alte Herrlich,
leit geraubt, unparteiisch und unbefangen gewürdigt nnd beurtheilt
haben. Mochten sie ihn immerhin zum Sohne der Tochter ihres
Pharao machen; sie konnten deshalb doch nicht unterlassen, sein An:
denken irgend wie zu brandmarken. Hätte Kambhses wirklich einen
systematischen Kampf gegen die Religion der Aeghpter geführt, so
würde selbst dies kaum schlechthin als thrannischer Frevelmuth zu be:
zeichnen sein. Sehr starke religiöse Motive konnten dabei im Spiele
sein. Gab es einen schärferen Gegensatz als den zwischen dem bilds
losen Dienst Auramazda7s, des Schöpfers des Himmels und der Erde,
und der Verehrung zahlreicher Götterbilder wunderlichster Gestalt in
den prächtigsten Tempeln und zahlloser mehr oder minder heiliger
Thiere, als den zwischen der ängstlichen Sorge für die Erhaltung und
Aufbewahrung der Leichen bei den Aeghptern und dem Eifer der Jra:
nier, diese unreinen Ueberreste des Menschen zu beseitigenP Kau1byses
konnte sich in gutem Glauben in Aeghpten einem Verstockten Götzen:
dienst, einer aberwitzigen Anbetung der Thiere, einem Volke von
Lügnern und Verunreinigten gegenüber glauben. Dennoch hat
Kambhses keine religiöse Verfolgung eintreten lassen. Er hatte des
Psa1nmenit geschont wie der aeghptischen Städte, er ließ keinen Tems
pel niederbrennen; er befragte sogar nach Herodots Bericht selbst
nach der Rückkehr von Meroe eine aeghptische Weissagung. Er hat
Aeghpten nicht anders behandelt als Kyros die Von ihm unterworse:
neu Länder. Aus Herodots Darstellung wie aus der späteren Ge:
schichte Aegyptens erhellt, daß in Verwaltung, Gesetz und Recht des
Landes nichts weiter geändert wurde als daß ein persischer Satrap
an deren Spitze trat, daß einige persische Besatzungen in die Cita:
dellen der.wichtigsten Städte gelegt wurden. Nichti einmal die
aeghptische Kriegerkaste wurde aufgelöst; sie trat aus dem Dienst
der ,Pharaonen in den der Achaemeniden und zählte noch in der
Mitte des fünften Jahrhunderts über 400,000 Dienstpflichtige. Wenn
Kambhses sich einige Gräber öffnen ließ, so waren die Phramiden,
die Königsgräber bei Theben, die Grabstätten der PsammetkchkdetI
zu Sais gewiß Banwerke der 1nerkwiirdigsten Art, die die Neugier
jedes Eroberers reizen mußten, die eines perfifTheII Fürsten Um so
mehr, Vje weiter diese Art der Beftattung von der persiscben Sitte
abwich. Dies mußte dann freilich den Aeghptern als schlimmer
Frevel gegen die Ruhe der Todten erscheinen. Es mag sein, daß
die persischeu und medischen Krieger, die Baktrer und Arachoten hier
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