Die
Reinhaltung.
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gegeben, um es mit dem Sonnenlauf in Uebereinstimmung zu erhali
ten. Zu dieser außerordentlichen Zeit gestattet nach dem Glauben
der Parseu Aura1nazda auch den Seelen der Verdammten, die
Hölle zu verlassen nnd bei ihren Nachkommen zu weilen. Dieser
Vorstellung gemäß lesen die Priester die für die Bitte um Vergebung
der Sünden bestimmte Liturgie, sollen die Parsen während des Festes
täglich zwölstansend Mal die Gebete sprechen: ,,Wie des Herrn Wille
ists, nnd ,,Reichthum und Reinheit find für den Gerechten der rein
ist.H Diese Fürbitten und Gebete sollen den verdammten Seelen zu
Gute kommen.
Jeder Monat des Jahres war wenigstens seit der Zeit der
Sassaniden einem bestimmten Gott oder Geist geweiht; ebenso hatte
jeder der dreißig Tage des Monats seinen besonderen Sch1ct,;geist.
Die ersten sieben Tage jedes Monats gehörten dem Auramazda
und den sechs Amesha gpenta, der neunte dem Feuer, der zehnte
dem Wasser, der zwölfte dem Monde, der dreizehnte dem Tistrja,
der vierzehnte dem erstgeschasfenen Stier, der funfzehnte dem Mithra,
der sechzehnte dem Craosha, der z1vanzigste dem Verethraghna, der
vier und zroanzigste dem ,,GesetzeH, der neun nnd zwanzigste dem
,,heiligen WorteU n. s. w. An den Schnt;geist jedes Tages mußten
stets besondere Gebete gerichtet werden und da nun auch die Monate
nach göttlichen Wesen genannt waren, da in jedem Monate der Tag
besonders heilig gehalten wird, dessen Schutzgeist zugleich der Schuh:
geist des Monats ist Eint Monat Mithra der Tag Mithra u. s. f.J,
da die übrigen Feste, wie wir eben sahen, sammt denen der Neu:
monde und Vollmonde viele Tage in Anspruch nahmen, fehlte es
den Völkern Jrans, fehlt es heute den Parsen an Anlaß und Uebung
im Gebet nicht.
Das Wesen der guten Geister ist das Licht, darum muß der
Mensch Körper nnd Seele rein und licht halten, daß er Gnade vor
ihnen finde, daß sie ihm Leben und Gedeihen in dieser Welt gewiihs
ren, daß seine Seele dereinst ohne Flecken erfunden werde und ein:
gehen könne in die Wohnung der lichten Geister. Das Zendavesta
preist die Götter vorzugsweise als die ,,ReinenU, Aura1nazda als
die Reinheit selbst, Zarathustra als den Meister, den Lehrer der
Reinheit. Die Reinhaltung der Seele und des Körpers ist demnach
die oberste Pflicht des Menschen. Unanfhörlich wiederholt das Gesetz,
buch, daß ,,die Reinheit nach der Geburt für den Menschen das