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Die
Anschauungen
der
Jranier
und
Inder.
die Brahmanen das So1naopfer nur an besonderen Festtagen, aber
dann täglich dreimal, auch am Abend, darbringen II.
Die Gestalten nnd Züge altiranischen Glaubens und Dienstes,
die wir hervorgehoben haben, führen den iiberzeugenden Beweis das
für, daß sich die Völker Jrans in alter Zeit von denselben Gewal:
ten, denselben Geistern beschützt und geschädigt glaubten, welche uns
aus den ältesten Gesängen des Rigveda entgegentraten. Die reli:
giösen Anschauungen in Indien und Jran ruhten demnach auf der:
selben Grundlage. Von den wohlthätigen Geistern des Lichts und
der hellen Luft tragen einige hier wie dort dieselben Namen, fast
alle verrathen in ihrem Gepräge iibereinstimmende Grundzüge. Frei:
lich decken sich die Anschauungen nicht überall. Von den zahlreichen
Geistern des Rigveda fehlen den Jraniern viele, andere wie Tistrja,
Craosha, Anahita sind den Jndern fremd. Es sind Unterschiede,
wie solche jedes individuelle Wachsthum aus gemeinsamer Wurzel
hervortreiben wird. Wenn es darauf ankäme, die Uebereinstimmung
der Anschauungen diesseit und jenseit des Indus weiter auszuführen, so
würde darauf hinzuweisen sein, daß die Gesammtzahl von 33 Göt:
tern, welche ältere Hhmnen des Rigveda hervorheben CS. 112J, im
Zendavesta wiederkehrt, das 33 Geister kennt, welche als die ,,besten
ReinenU, als die ,,Häupter der ReinheitE von Zarathustra verkün:
digt seien 2J; Plutarch berichtete uns freilich nur von 32 Göttern
der Magier IS. 427J. Die Jnder zählten zuerst sieben, später:
hin zwölf Lichtgeister, Aditja; das Zendavesta stellt sieben heilige
Unsterbliche an die Spitze des Himmels. Dem Götterberge der
Jnder, dem Meru, entspricht die Hara berezaiti der Jranier, den
sieben Theilen der Erde, den sieben Dvipa der Inder die sieben
Karshvare des Zendavesta II. Merkwürdig iibereinstim1nend zeigen sich
die Gebräuche des Opfers. Das Hanptopfer, das Somaopfer, ist
1J Hang Essays p. 239. Haug7s Meinung, daß Zarathnstra das Haomas
opser nicht geübt oder verboten, weil die Gatha desselben nur zwei Mal und
zwar in abwehrender Weise gedäkhten CJagna 32, 3. 48, 10J kann ich nicht
beitreten. Abgesehen von den sprachlichen Bedenken, welche Jufti in den Gök,
tinger Anzeigen C1866 S. 1459J zusammengefaßt hat, ist das .Haomaopser km,
schieden Mittelpunkt der Sage u11d des Kultus, Haoma wird zu bestimmt als
lebengebender Gott vor und nach Zarathustra gepriesen CZoroasters Geburt ist
Folge des Haomaopfers seines VatersJ, als daß dasselbe für einen späteren
Eindringling oder eine nachträgliche Restikutiou gehalten werden könnte.
2J Ja;na 1, 33. 3, 47. 3J Ueber die DVipa Vgl. Weber ind. Skizzeu S. 108.