Geraubte Kunstwerke.
HäUfUt1g
Ihre
und
Aenderung.
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Kleinasiens und Syriens diesen Pöbel kaum zu sättigen im Stande
seien. Als er schrieb, im fünften Jahrhundert, war freilich die Stadt
schon volkreicher als Rom.1
Endlich wurden vielen Städten des Reiches ihre KunstschäHe ge,
raubt, was für Menschen griechischer Bildung immer das Schmerz:
lichste sein mußte. Von dem Raub und dem Einschmelzen der Statuen
aus kostbarem Stoffe ist schon oben die Rede gewesen; außerdem han:
delt es sich um den schändlichsten und massenhaftesten Kunstraub der
ganzen Geschichte, zum Behuf der Ausschmückung einer neuen Haupts
stadt. Hier ist Constantin weder Heide noch Christ, denn er bes
leidigte beide Religionen2 durch das Verschleppen der Götterbilder
nach Byzanz sondern ein selbstsüchtiger Plünderer zur Verherr:
lichung seines eigenen Namens. Es giebt für Denjenigen, welcher die
alte Kunst kennt, keine schmerzlichere Leetüre als jene Verzeichnisse
der durch und seit Constantin in Byzanz aufgestellten Kunstwerke,3
zumal wenn man sich ihres Unterganges bei Anlaß des vierten Kreuz:
zuges erinnert. Zwar darf man nicht immer an die wirklichen Origi:
nalien der betreffenden Tempelbilder denken, wenn z. B. bei Euseb
von dem pythischen und dem sminthischen Apoll, anderswo von der
samischen Hera, dem olympischen Zeus u. dgl. die Rede ist, aber der
Verlust eines griechischen Kunstwerkes überhaupt ist unersehlich, und
dann sind auch jene Urbilder ohnedieß nicht mehr vorhanden. Die
Häufung des Ungleichartigen, z. B. unter den 427 Statuen vor der
Sophienkirche, muß von roher und abscheulicher Wirkung gewesen fein;
in einzelnen Fällen wurde auch aus ganz barbarische Weise an den
T Wie der nicht viel spätere Sozomenus II, 3 versichert. Um die
Baulust zu wecken, hatte schon Constantin jedem neuerrichteten Hause
einen jährlichen Getreideantheil zugewiesen, vgl. Manso, a. a. O.,
S. 318.
I Euseb. vjta, C. 111, 54 versüßt sich die Bevölkerung aller Plätze der
Stadt mit Heidengöttern durc; die Annahme, Constantin habe den
verrückten Aberglauben auf jede Weise in seiner Richtigkeit darstellen
wollen.
S S. besonders den Anonymus des Banduri, 1. c. pag. 4, 7, 14,
24, 28, 41. s., sc, und in derselben Sammlung pag. 135ss174
die aus Constantinopels Kunstwerke bezüglichen Epigramme aus de:
Antho1ogie.
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