Constantin7s
Umgebung.
Nachgiebigkeit.
Nothwendige
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Ehe wir weiter gehen, mag noch Dasjenige kurz abgethan werden,
was Euseb sonst über das vorgebliche Christenthum seines Helden be:
richtet. Christliche Priester begleiten ihn seit dem Kriege mit Maxen:
tius selbst auf Reisen als ,,Beisiyert und ,,Tischgenosfentt;1 bei den
Synoden seht er sich mitten unter sie. Dieß find leicht erklärliche
Thatsachen; es handelte sich für ihn ganz wesentlich darum, der da:
maligen Kirche ihre Anschauungsweise abzulauschen, wie er sich denn
eigene Berichterstatter hielt, die ihm über alle einzelnen Sekten Vors
trag halten mußten. Einem derselben, Strategius, gab er aus Freude
an seiner beredten DarstelIungsweise den Beinamen Musonianus.2
Das Präsidium der Synoden konnte ein kluger und kraftvoller Herr:
scher vollends nicht aus den Händen geben, weil es eine neue Macht
im öffentlichen Leben war, die er sich unmöglich durfte entgehen lassen.
Man kann diesen Egoismus beklagen und verabscheuen, aber eine in:
telligente Gewalt zweideutigen Ursprunges wird jederzeit so handeln.
Wenn dann weiter berichtet wird,3 wie oft der Kaiser göttlicher Er:
scheinungen gewürdigt worden, wie er in dem Zelte des Labarum7s
insgeheim gesastet und gebetet, wie er täglich sich einsam eingeschlossen,
um knieend mit Gott zu verkehren, wie er seine Nachtwachen mit Ge:
danken über göttliche Dinge ausgefüllt so sind dieß im Munde
eines Euseb, der die Wahrheit wußte, nichts als verächtliche Erfin:
dungen. In der spätern Zeit hat sich Constantin offenbar den
Vischöfen noc; mehr hingegeben und ihnen bei Hofe das erste Wort
eingeräumt, wahrscheinlich weil er einsah, daß sie vor der Hand das
größte Interesse dabei hatten, den Thron auf jede Weise zu stü3en,
und weil er am Ende gar nicht mehr anders konnte. Sie werden in
den Kreisschreiben s,geliebter BruderU angeredet,4 wie er sich selber
als ,,gemeinschaftlicher Bischofs, als einer der Ihrigen zu geberden
1 Euseb. vita 0onst. I, 36. 42. 44. Ja als ,,Hüter seiner SeeleU,
und als ,,FürbitterU, ibid. II, 4. IV, 14 etc.
Z Ammia.n Ma,rc. XV, 13.
Z Enseb. 1. o. I, 47. II, 12. 14. IV, 22. 29. Eine der schönsten Viel;
deutigkeiten dieses Autors sind IX, 22 die Worte: heim; iep0cpsmLrx;
sechste, in einer Zeit, da Constantin noch nicht einmal Katechumen,
geschweige denn Christ sein konnte.
4 Buseb. I. c. II, 46.
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