MaterielIe
und
Einbuße
Kunst.
der
Verfall
innerer
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Zerstörung der StädtePtt Menipp Cerwiedert HermesJ, du
hast das Weib nicht lebend gefehenitl H Doch ist in dieser frühem
Kaiserzeit, welche von den damaligen Aesthetikern, von Petronius
und dem ältern Plinius, als Epoche des Kunstversalls mit verhält:
nißmäßigem Rechte angeklagt wird, wenigstens in Jtalien das Ver:
langen nach künstlerischer Umgebung des Daseins noch unglaublich
stark. Pompeji allein deutet, nach Götheis Ausdruck, ,,auf eine Kunsts
und Bilderlust eines ganzen Volkes, von der jeho der eifrigste Lieb:
habet weder Begriff, noch Gefühl, noch Bedürfnis; hat. U Trägt man
diesen Maßstab auf das damalige Rom über, so findet sich ein Ergeb:
niß, welches schwindeln macht.
Jm dritten Jahrhundert fand die Kunst allerdings einen gefähr:
lichen materiellen Feind an der Zerrtittung des Reiches durch Pest,
Krieg und Verarmung. Da die Kaiser namentlich seit Aurelian wieder
sehr viel bauen ließenI und ohne Zweifel auch die übrigen Künste
verhältnißmäßig in Anspruch nahmen, so könnte sich diese Einbuße
wieder etwas ausgeglichen haben, wenn nicht der zunehmende Druck
auf die ReicJen und Besitzenden immerhin einen dauernden Verlust
mit sich geführt hätte.
Nimmt man nun an, daß die Natur doch immerfort ein reiches
Maaß von Begabung austheilte, woran sich auch mitten im Zerfall
aller Formen oft nicht zweifeln läßt, so frägt es sich weiter, woher
die falschen Richtungen kamen, in welchen sich die Talente ver:
loren9 Woher ferner jene Anonymität, welche fast die ganze Kunst
des dritten und vierten Jahrhunderts mit so tödtlichem Schweigen
deckt9
Es ist eine Thatsache, daß ungefähr seit der Mitte des zweiten
Jahrhunderts die bisher noch immer lebendige Reproduction des Schö:
neu stille steht und zu einer bloß äußerlichen Wiederholung wird; daß
von da an innerliche Verarmung und scheinbarer Ueberreichthum der
Formen Hand in Hand gehen.
Die tiefste Ursache dieser Erscheinung wird man wohl nie ergrün:
den oder in Worte fassen können. Hatte das ausgebildete griechische
Formensystem sechshundert Jahre lang sich unter den verschiedensten
Vgl.
Ma,1a1as ,
1ib.
passim.
XII