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Abschnitt.
Sechster
Dämonisirung
Die
des
.Heidenthums.
Zeit das Leben wiederzugeben und sie zum Sprechen zu bringen.
Griechenland hatte von Alters her seine Todtenorakel gehabt, allein
in der spätern Zeit, von welcher hier die Rede ist, hat diese grauen:
volle Kunst ihren Hauptanhalt unstreitig an Aegypten, und selbst wer
nicht dorther stammte, nahm doch gerne beim Beschwören den ägyp:
tischen Ton an.1 Apulejus im zweiten Buche der Metamorphosen
verlegt eine solche Scene aus das Forum von Larissa in Thessalien,
wo es sonst an einheimisihen Zauberern nicht fehlte; gleichwohl muß
ein Aegypter, Zaohlas, in weißem Linnenkleid, mit geschorenem
Haupte, austreten, um durch dreimaliges Auslegen gewisser Kräuter
auf Mund und Brust der Leiche und durch leises Gebet zur ausgehen:
den Sonne das Wunder zu vollbringen. Eine andere Geschichte dieser
Art, ohne apuleischen Humor mit grellem ägyptischem Detail erzählt,
findet sich bei Heliodor; 2 hier besohwört eine Mutter ihren im Kampf
getödteten Sohn, und die Leiche spricht Wahrheit, während es im
obigen Falle zweifelhaft bleibt, ob der Zauberer nicht ein falsches,
lügenhaftes Leben in den Körper gebannt hat. Der Autor, unter der
Maske des weisen Priesters Kalasiris, mißbilligt freilich dieses Lei:
chenbeschwören und stellt auch bei einem andern Anlaß Z dieser niedrig
gen Mantik eine höhere echt ägyptische Weisheit gegenüber, welche
gen Himmel blicke, mit den Göttern umgehe u. s. w.; allein dies sind
Ausreden des vierten Jahrhunderts, als die Staatsgewalt in Sachen
der Zauberei keinen Scherz mehr verstand, oder auch vielleicht Nach:
Wirkungen der edlern plotinischsporphyrischen Schullehre, die sich
von der operativen Magie mit Willen fern hielt. Was soll man
aber denken, wenn einzelne Beispiele der Leichenbeschwörung bei
frommen christlichen Priestern vorkommen, und zwar nicht erst im
Mittelalter, sondern im vierten und fünften JahrhundertP Der hei:
lige Spiridion CSpyridonJ, Bischof von Trimithunt auf Eypern,4 der
später beim nicenischen Concil anwesend war, hatte eine Tochter
Jrene, welcher ein Bekannter einen werthvollen Gegenstand anders
T So in Lucian7s Philopseudes CEap.31J DIE N2UPtJkhAgvreet Arignvs
tos gegenüber dem Gespenst in Korinth, kxZYu1miTm scJ epwwH.
I Heli0dor. Aethjop. VI, 14.
I Aethi0p. m, is. 17. vgl. IX, 5s 7s 12s
4 Socrates Hist. eoc1es. I, 12. Sozomenus I, 11. Aus RuHn. I, 5.