Volltext: Die Zeit Constantin's des Großen

Die 
Superstition 
auf 
dem 
Throne. 
CaracalIa. 
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ungefähr ein Stück Purpurstoff zur Bedeckung des Neugebornensdann 
ist sein künftiges Kaiserthum in der Stille entsehieden.I Aehnliche Be: 
ftMgenheit begleitete manche Kaiser ihre ganze Regierung hindurch und 
lenkte ihre Handlungen in einer Weise, die wir nicht mehr berechnen 
können. Es erweckt Mitleid, wenn der greife Severus nach seinen 
legten Siegen in Britannien unruhig und zornig wird, weil ihm ein 
Mohr mit einem Cypressenkranz begegnet, oder weil man ihn zum 
Opfer in den unrechten Tempel führt und dunkelsarbige Opferthiere 
herbeibringt, die dem Kaiser dann bis in sein Quartier nachlaufen. 
Es bedurfte aber der Omina im Palast zu York nicht mehr; der 
eigene Sohn, Caracalla, stand ihm beharrlich und fast offen nach dem 
Leben. Mit bewußter, principieller Erbarmungslosigkeit hatte Sever 
jeden Gedanken an Usurpation darniedergehalten; nur auf den Hoch: 
verrath des Thronfolgers war nicht gerechnet, und auch darauf nicht, 
daß seine Garden sich so ungescheut mit demselben einlassen würden. 
Es lautet wie eine schmerzliche Wahrung seines Herrscherprincips, 
wenn er dem entmenschten Sohn zuslüstert: ,,Tödte mich wenigstens 
nicht so, daß es Alle sehentH 2  Ein anderes Wort scheint er öfter 
wiederholt zu haben:  Alles war ich, und es hilft doch Nichts.E 
Und nun bestieg das entsetzliche Scheusal, das man Earaealla zu 
nennen pflegt, den Kaiserthron  Seit seinem Eintritt in 
das Jünglingsalter zeigte er einen bösartigen Hochmuth; er riihmte sich 
Alexanders d. Gr. als seines Vorbildes und lobte dabei Tiberius nnd 
SulIa. Erst später, vielleicht seit der Ermordung seines Bruders Geta, 
kommt noch der eigentliche Kaiserwahnsinn hinzu, der Mittel und Macht 
des ganzen Reiches zu seinem eigenen sichern Untergang mißbraucht. 
Seine einzige Vorsichtsmaßregel, die er für genügend hielt, war die 
Kameradschaft mit den Soldaten, deren Anstrengungen und Lebensart 
er wenigstens zeitweise theilte; daß er es mit Fechtern und Wagen: 
lenkern eben so hielt, machte ihn überdies; beim römischen Pöbel be: 
liebt; den Bessern und Gebildeten aber brauchte er ja nicht mehr zu 
gefallen.sSeit dem Brudermorde, wozu die Soldaten anfangs finster 
blickten, ist Caracalla an diese Schmeichelei nach unten gänzlich ver: 
kauftf; um der Soldaten willen bedarf er ungeheurer Confiscationen 
1 S. die Hist. Aug., in den meisten Biographien. 
2 Z0naras XII, 10.
	        
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