Der
Mithrasdienst.
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Ziichtigungen lauten viel zu bestimmt, als daß man sie mit Hypos
thefen beseitigen dürfte.I Nur Eines kann man gerne zugeben: daß
der Ritus einer Verehrung, die durch keine gemeinsame Hierarchie
gehütet und geleitet war, in den verschiedenen Gegenden des Reiches
sich sehr verschieden gestalten mochte. So weit dem Schreiber dieses
bekannt ist, find diejenigen Mithrasfteine, welche eine große Anzahl
kleiner Reliefdarstellungen zu den Seiten und über der Höhle ent:
halten, sämmtlich am Rhein, in Tyrol und in Siebenbürgen gefun:
den; es sind diejenigen von Heddernheim unweit Frankfurt, von Neuen:
heim bei Heidelberg, von Ofterburken zwischen Neckar und Tauber,
von Apuleum unweit Carlsburg, von Sarmizegethufa, ebenfalls in
Siebenbürgen, und das höchst bedeutende von Mauls in Tyrol, wel:
ches sich jeht zu Wien befindet; hier stellen zwei Reihen kleiner Bilder
zu den Seiten des Hauptreliefs Scenen dar, in welchen man früher
die Verfinnlichung der einzelnen Martern der Aufnahme zu erkennen
glaubte: das Stehen im Schnee und im Wasser, das Qualbette, das
Sengen am Feuer u. s. w., und die jeHt anders erklärt werden mögen;
genug, daß man in diesen Gegenden eine sehr umständliche Bilder:
fchrift für nothwendig hielt, aus Gründen, die für uns jeHt völlig
dunkel sind. Die vielen in Italien gefundenen Steine dagegen zeigen
nichts von dieser Art. Die einzelnen Logen des Qrdens Cwenn man
diese verfänglichen Ausdrücke nicht zu strenge nehmen willJ können
eben in Aufnahme, Lehre und Cultus sehr von einander abgewichen
sein. Sodann stammen jene oben aufgezählten Denkmäler meist erst
aus dem dritten Jahrhundert, einer Zeit der Gährung für das Hei:
denthum, welches damals im Gefühl feiner innern Auflösung sich
partiell herzustellen, zu steigern bemüht war und stellenweise einen
plöHlichen Fanatismus entwickelte. Wer kann nun sagen, ob hier
neben den örtlichen Unterschieden nicht auch zeitliche mitwirkten9
Die erwähnten Mithrasfteine nördlich von den Alpen und der
Donau rühren nach aller Wahrscheinlichkeit und zum Theil erweislich
von römischen Kriegern her.2 Welche Stellung nahm der Eingeweihte
E Die Stelle Hist. Aug. Commod. 9. liefert keinen Gegenbeweis. Es
darf hier erinnert werden an die absEhk2TkEUdE EUkhakksAMkeit der
manichäischen Electi, der christlichen Anachoreten u. s. w.
2 Stark, a. a. O., S. 9 glaubt das Relief von Neuenheim noch in die