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atlantische Welt.
Die
und Schweden. Es entstand hier am Westuser des atlantischen Ozeans
ein vollkommen geschichtsloses Staatswesen und dem mit so starken und
zahlreichen geschichtlichen Erinnerungen ringenden Ostufer, welches tief
des Dichters ,,Weh dir, daß du ein Enkel bistH empfand, erschien dieses
unerhörte Schauspiel als eine so helle Offenbarung, daß derselbe Dichter
es begrüßte:
,,Amerika, du hast es besser
Als unser Continent, das alte,
Hast keine verfallene Schlösser
Und keine Basalte.
Dich stört nicht im Jnnern,
Zu lebendiger Zeit,
Unnüyes Erinnern
Und vergeblicher Streits,
Und allerdings in diesen ersten Zeiten trat nur die starke Seite eines
solchen Znstandes hervor, ein wunderbares Wachsen und materielles
Gedeihen.
In solcher Weltlage erhielt Europa abermals durch Frankreich
den Anstoß zu neuer Bewegung. Regierende und Regierte traf dort in
gleicher Weise Schuld und Verhängniß, daß das Staatsleben ans Flug:
sand verblieb, kein Humus dauernder Gesetzlichkeit sich bildete. Es war
dahin gekommen, daß nur ein zielbewußter, willenskräftiger Despotismus
im Jnneren und Erfolge nach außen in Frankreich die Herrschaft zu
erhalten im Stande waren. Aber war dessen auch ein Ei11zelner fähig,
so doch gewiß nicht dauernd eine Dhnastie, und wo war Sicherheit oder
auch nur Wahrscheinlichkeit, daß selbst ein Einzelner diesen Bedingungen
sein ganzes Leben hindurch durchaus genüge. Es hat ihnen denn auch
seit Ludwige; XV111. Tode Keiner mehr genügt. Zwar nach außen
hin ward von seinem Nachfolger Karl X. ein folgen: und erfolgreicher
Schritt gethan durch die Eroberung Algiers; auf seinen natürlichen
Beruf ward Frankreich hier verwiesen, die große ron1anische Mittelmeeri
macht zu sein. Allein die andere Ausgabe, feste Herrschaft im Inneren,
vermochte er nicht zu lösen, übermächtig wirkten die internationalen
Faktorengs Rom, Kapitalismus, 5Qe1nokratie gegen jede sichere
Befestigung einer gemäßigten Staatsgewalt. Mit Rom zwar verbündete
sich das Königsthum der Bourbonen, indessen gerade diese Vereinigung
von Klerikalismus und Absolutismus, denn auch diesen zu erlangen
wurde in die Wege geleitet, gedachten die Franzosen trotz ihrer römischen