Kriegsl11st und
Friedenspolitik.
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li.ches Schauspiel großen Gewichtes zu sehen, wie dieses römische Volk
in unablässiger Kriegsarbeit ringt und wächst, wie fremd ist uns
Friedensgewohnten, nach Frieden Lechzenden diese immer erneute Bereit:
willigkeit des Krieges Last auf sich zu nehmen. Aber vergessen wir
nicht hierbei die nothwendige Kehrseite, denn damit hängt zusammen die
schon öfter erwähnte Schnelllebigkeit der antiken Völker, sie erschöpfen
eben ihre beste Manneskraft zu schnell, und wir, denen das Christen:
thnn1 gelehrt hat, den greifbaren politischen Vortheil gegen das höhere
Gut des Friedens mit den Nachbarn hintanznset;en, erhalten uns länger.
Bei Beginn dieser geschichtlichen Betrachtungen sagte ich, daß Völker
weiblicher, passiver Veranlagung weit länger dauern als männliche,
aktive, und solche ersterer Art sahen wir zu Beginn der Geschichte, als
eben das vorgeschithtliche Dunkel anfängt sich zu erhellen, vielleicht daß
nun diese Dauerhaftigkeit mit dem Fortschritte der Kultur auch aktiven
Völkern zu Theil wird, aber eben unter der Bedingung, daß sie die
konservirende Ruhe freiwillig als klar erkannte sittliche Pflicht auf sich
nehmen und zur Aktion, dann aber 1uit vollster männlicher Kraft, nur
schreiten, wenn ihre höchsten Güter, ihr Dasein selbst bedroht sind. In
solchem Sinne hat Bismarck die Politik seiner letzten zwanzig Jahre
geführt, möge die Zukunft ihm Recht geben, möchte nicht doch etwa hier
das Ruhebediirfniß Gefahren der Zukunft gegenüber zu vorherrsihend
gewesen sein, Gefahren, denen ein Volk wie die Römer lieber herauss
fordernd entgegenging.
Sie fühlten dumpf und instinktiv, daß ein Weltkrieg und als dessen
Ergebnis; eine Vorherrschast in der europäischen Welt in der Luft lag,
sie fühlten sich zum Anspruch auf diese Vorherrschaft berechtigt, und so
eröffnete das zukunftssichere Volk an der Tiber den Krieg 265 durch 26s
Entsendnng einer Flotte und eines Landungsheeres nach Messana. In
schnellem Anlaufe gewannen die Römer den Osten der Insel und damit
auch das Bündnis; Hierons von Syrakus, des mächtigsten der dortigen
Dynasten. Während des Jahres 262 dreht sich dann der Kampf um
Agrigent CGirgentiJ, für Karthago die Eintrittspforte nach Sicilien,
die dieses sich frei zu machen, Rom zu schließen sucht. Die Römer
nehmen endlich 262 die Festung ein. Und nun thun sie den entscheidenden :62
264s241 Erster punischer Krieg.