Ref0rmation.
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Bürgerhäuser wandernden Holzschnitte und 1iupferstiche dazu angethan, seine Kunst
dem deutschen Volke nahe zu bringen und durch sie Einfluß zu gewinnen auf die
Geister und Gemiiter.
Viel gewaltiger und nachhaltiger als in Jtalien war die Bewegung,
unter der sich in Deutschland die Geburt der neuen Zeit vollzog. Nicht
der, mit antiken Bildungselementen gesättigte intellektuelle 2Nensch, sondern
die durch den Glauben frei gewordene sittliche Persönlichkeit war hier das Ziel.
Die Großthat des deutschen Geistes war nicht der Humanismus, sondern
die Reformation. 21Tit ihrer Geschichte ist der Name Nürnberg auf das engste
verbunden. Als Luther für das, was die Herzen bedrängte und wonach die
Geister sich sehnten, das erlösende WoiOt fand, da zeigte sich Nürnberg als eine
seiner begeistertsten und mächtigsten Helferinnen. Der freie und gesunde Sinn seiner
Bürger, denen die ausgedehnten Handelsbeziehungen einen weiten Blick gegeben
hatten, und die im Bewusstsein ihrer, in der ganzen Welt gerühmten, handwerk:
lichen Tüchtigkeit und Findigkeit ein seltenes Selbstvertrauen besassen, war der beste
Boden für die neue Saat. So wohl war dieser hier vorbereitet, dass; in kurzer
Zeit die neue Lehre die festesten W11rzeln schlug, und Nürnberg eine rein
protestantische Stadt wurde. So kraftvoll war gleich von Anbeginn an der ge:
lehrte Ratsherr Wilibald Pirkheimer für sie eingetreten, daß ihn zugleich mit Luther
der Päpstliche Bannstrahl traf. An seiner Seite erscheint der eifrige Ratsschreiber
Lazarus Spengler, der als einer der Feurigsten für die evangelische Sache in Nürn:
berg gewirkt und mehr zu ihrer Festigung gethan hat als Pirkheimer, der zu sehr
Humanist war, um mit so hingebender Liebe und Aufopferung für die Sache des
Glaubens zu fechten. Von Bedeutung war es, daß der mit Dürer eng befreundete
Z1kelanchthon im Jahre s525 in Nürnberg war und im kommenden Jahre wieder:
kam, um das von ihm gegründete GYmnasium mit einer Rede einzuweihen.
So waren die leitenden Kreise der Stadt von dem Geiste der Reformation erfüllt,
aber auch im Volke war er lebendig, und jubelnd brach sich die mächtige Empfindung,
die man hier den neuen Jdeen entgegenbrachte, Bahn in den mit wUnderbarer.
Schnelligkeit die deutschen Lande durcheilenden volkstümlichen Liedern des Hans
Sachs, des gottbegnadeten Schusters, der aus übervoller Brust sein Lied hinaus:
s chmetterte von der ,,Wittenbergisch Nachtigall, die man jetzt höret überalltt, und der
mit seinem urwiichsigen und gesunden Humor die Herzen aller gewann. Seine
Lieder sind wie frohe Sendboten einer mit frischem Lebensmut erfüllten neuen Zeit.
Unter den grossen 21kännern Nürnbergs, die mit ganzer Seele dem großen
Reformator zugethan waren und eines Geistes mit ihm, in seinem Sinne wirkten,
finden wir auch unseren Dürer.58J Wir wissen, mit welchem Eifer er die Schriften
Luthers las und besitzen in der berühmten, unter dem Eindrücke der fälschlichen
Nachricht von der Ermordung Luthers im Jahre 152i niedergeschriebenen Stelle
des Niederländischen Tagebuches ein Bekenntnis, das keinen Zweifel über seine
Anschauungen und Gesinnungen aufkommen läßt. Es heißt da unter anderm:
,,O Gott nun hast du mit 2NenschengesetZen nie kein Volk also gräsZlid7 beschweret
als uns Arme unter dem römiskhen Stuhl, die wir füglich durch dein Blut erlöst
frei Christen sollen sein. Und so wir diesen I1kann verlieren, der do klärer
e , Nürnberg.