Schloß
Und
Schule
VOU
Fontainebleau.
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ster gebaut, und zwar von französischen Künstlern, die
dabei jenen neuen Renaissancegeschmack angewendet, der
von fremden Bauformen sich alles angeeignet, was er
zierlich und brauchbar gefunden. In dieser neuen Bau:
weise hatte sich das Altgothische mit Reminiscenzen an:
tiker Monumente schön verschmolzen, und die Neubauten
dieser Art vereinigten, bei einer reisenden Fülle von
Verziernngen, ungemeine Eleganz und Leichtigkeit mit
großer Dauerhaftigkeit und richtig abgewogene1n Verhiilt:
niß. Die Franzosen hatten dazu die Hülfe italienischer
Bauineister nicht nöthig, denn sie bcsaßcn, wie gesagt,
schon eine Menge tüchtiger Künstler, die, von dem neuen
Modegeschmack angespornt und vielleicht von den fran:
zösischen Königen mit über die Alpen genommen, jenen
Umschwung in der Baukunü herbeigeführt hatten, lange
vor der Ankunft des Vignola und Scrlio, die den ita:
lienischen Baustyl mitbrachten, der vielleicht reiner, aber
für die einheimisrhe Lebensweise und das nördlithere
Klima gewiß nicht so zweckn1cißig ist, als der national:
französische RenaisTancestyl. Die Schlösser Guillon, Blois,
Chambord, Ehenonceaux sind als Muster dieses Styls
zu betrachten, und die Franzosen hätten unstreitig besser
gethan, eine zierliche und gefälIige Bauweise von so ori:
ginelle1u Charakter festzuhalten, als die platten D.icher,
die ofenen Logg.ien und Säulenhallen Italiens in einen
ganz andern Himmelsstrich zu verlegen und ein von den
Vorfahren überliefertes Baumuster zu verlassen, durch
dessen weitere Ausbildung und Vervollkommnung die
französische,Architektur zu eigenthümlither Schönheit und
volksthümlicher Vortrefflichkeit hätte gelangen können,
anstatt in jene Frrm: und Phantasielosigkeit auszuarten,