Die
apokalyptischen Reiter.
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Tod, ein dürrer Alter, schwingt mit wahrer Wollust seine
Hippe, das Menschengesindel unter sich niedermähend,
während der Krieg, ein seuriger Jüngling, erbarmungslos,
doch ohne Hohn sein Schwert braucht, nnd der bleiche Hunger,
wie die als Mohrenprinz mit Pfeil nnd Bogen anfgefaßte
Pest mehr elementarisch getrieben, blind wiithend einhersansen.
Bei der niedergeworfenen Menschheit ist die Erfindung nicht
so glänzend, eher conventionell.
Stellt man sich auf den gläubigen Standpunkt, so wird
man sagen müssen, daß christliche Mystik niemals eine um:
fassendere nnd erhabenere Verherrlichung gefunden habe als in
diesen Con1pofitionen, deren Gehalt freilich für den 1lneinge:
weihten nicht immers aus den ersten Blick deutlich ist. Aber
auch der völlig 11ngläubige wird zugeben müssen, daß uns aus
idem Ganzen ein Ernst und eine Erhabenheit entgegenwehen,
denen sich Niemand entziehen kann und die Jeden, der sich mit
den legten und höchsten Fragen der Menschheit befassen mag,
gefangen nehmen müssen. Man weiß, daß diese monumen:
talen Arbeiten, die für alle Zeiten ein Ruhm für den
Künstler und für die Nation, der er angehört, bleiben werden,
bis heute nicht ausgeführt sind, nnd es ist auch leider ver:
gebliche Hoffnung, sie jemals gemalt zu sehen. So sehr man
es bei der ersten Betrachtung wünschen möchte, so über:
zeugt doch eine zweite uns alsbald von der Unmöglichkeit
einer Ausführung in Fresko. Die Mehrzahl der Cartons,
welche der Meister in den letzten zwanzig Jahren seines Les
bens noch selber gezeichnet, verleugnen eben doch nicht jenes
stetig fortschreitende Ermatten des Alters, wo die Energie,
die es auch mit dem Kleinen nnd Einzelnen genau nimmt,
und die technischen Schwierigkeiten nicht ungelösi lassen mag.
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