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Anselm
Feuerbach.
durch,S Können gewachsenen Kraft empfangen. Nicht minder
grandios, ganz an die Behandlung der Michel Angelo,fchen
Figuren der Tageszeiten in ihrer Haltung erinnern, sind die
vier Urgottheiten. War .szu erwarten, daß Feuerbach mit
seinen größeren Zwecken zu wachsen, Zeug genug habe, so ist
diese Hoffnung hier gewiß nicht getäufdhtl
Zwei Momente blieben noch übrig, um die Charakteristik
unseres Meisters zu vervollständigen: seine Technik und das
nationale Element in seiner Produktion. Beide hängen
aufs Genaueste zusammen, wie denn bei jedem bedeutenderen
Künstler, der es zu einer selbständigen Ausdrucksweise gebracht,
die Technik ebenso gut ein Ausfluß seines innersten Wesens ist
als die geistigen und die sittlichen Motive seines Schaffens.
Beruhen ja beide in leßter Instanz auf dem Naturell, dem
. Pulsschlag, könnte man sogar sagenI
Dieser erscheint bei Feuerbach im Ganzen kühl, wie der
Ton seines Colorits, wie das Gen1essene, Ruhige, Schlanke
seiner Form. Mehr als bei irgend einem anderen modernen
deutschen Künstler könnte man bei ihm von den ,,kaltenFlam:
men der BegeisterungH sprechen. Aber dieses kühle Wesen
wird man nicht mit Kälte verwechseln können, vielmehr hängt
es mit der Höhe des Standpunktes zusammen; auch die An:
tike ist ja kühl, beide aber ersrischen deshalb nur um so mehr,
wenn sie auch durch das Vornehme ihrer Erscheinung jede
Vertrauliihkeit zuriickweisen. Die Gluth in der KutYst.isk eine
durchaus moderne Erfindung, sie gehört dem Christeuthum an.
Mit ihrer systematischen Benutzung der Wirkungen des Heil:
dunkels tritt sie zuerst in dem byzanti11kschen, wie überhaupt
dem orientalischen Styl aus, dem wir deßhalb auch die kolo: