Ast
der leyteren die köstlich geschilderte Schaarwache herbeizieht,
der Teufel von der anderen den Schwiegervater mit der Braut
herbeiführen muß, gerade in dem Augenblicke, da der Lärm
am ärgsten ist. Wie die Braut nun in Ohnmacht fällt, die
Kinder jubeln, die Juden schreien, die Mädchen kichern nnd
kokettireu, alles durcheinanderstürzt und sich dem Spektakel
zudrängt, das ist mit unvergleichlichem Behagen und einer
Fülle von uialerischen Scherzen geschildert.
Es wäre wohl unmöglich, das Burleske mit mehr Grazie
auszuftatten, eine größere Zahl von komischen Charakteren
aller Art zusammen zu drängen, und zugleich das Leben einer
kleinen altdeutschen Stadt frappanter nnd drollig überzeugen:
der zu schildern. Jch wüßte überhaupt gar keinen Künstler,
der sich mit solcher Leichtigkeit in alle Zeitalter nnd Stoff:
gcbiete, in alle Styl: und Trachtenformen versehen könnte.
Figuren und Landschaft, Architektur und Ornamentik, be:
herrschte Schwind ja gleich vollständig und stellte sie alle mit
derselben originellen und stylvolIen Anschauung und mit gleich
ächtem Leben erfüllt dar. Vonsder Kraft seiner ebenso rast:
losen als reichen Phantasie haben wir schon gesprochen,
mit welcher Unn1ittelbarkeit sie ihm jeden Vorgang vorzauberte.
Erkannte nicht nur den Charakter seiner Figuren selbst aufis
Genaueste, was ja nothwendig, sondern er konnte feine
Figuren und Menschen wohl auch reden lassen, nachdem er
sie gezeichnet. Es gab nichts ,Jnteressanteres, als ihn seine
Bilder selber erklären zu hören, gleich war man dann mitten
drin und theilte den Haß und die Liebe, die er für die Kinder
seiner Phantasie empfand. Sie waren ihm lebendige Wesen,
nicht nur Typen; so sein Ritter, der wohl alle die Eigensehaf:
ten hat, die ihm das Gedicht leiht, aber dazu auch noch einen
147