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Knaus.
Ludtvig
Darstellung all jener Modifikationen, die Stand, Erziehung,
Nahrung und Kleidung bei Kindern hervorbringen, zu.riva:
lisiren. Hat schon Wilkie in der Mannigfaltigkeit und Fein:
heit, mit welcher er das Seelenleben der Mittelklafsen dar:
stellt, die niederländische Genremalerei überholt, so ist
Knaus in seinem Bereich noch weit über ihn hinausgegangen,
wie er überhaupt eine reicher und größer angelegte Natur ist.
Nur im Colorit übertrifft ihn der Britte an Originalität
bisweilen. Bei Knaus ist dasselbe außerordentlich Verschieden.
In seinen frühesten Bildern durch die Einheit, Tiefe und
Kraft des Tons sich den besten Alten annähernd, wird es in
der mittleren Periode oft etwas bunt und unruhig, wenn
auch gewöhnlich von bezaubernder Frische. In seinen leisten
Bauernbildern hat es wieder eine Kraft und Einheit der
Stimmung erreicht, die man als geradezu klassisch bezeichnen
kann. Besonders meifterhaft behandelt er immer das Hell:
dunkel.
Haben wir in Ludwig Richter den Rafael der deutschen
Philister kennen gelernt, so ist Knaus der unseres Bauern.
Es ist ein eigenthü1nliches Geschick, daß das Leben des letzteren
diese bedeutsame Verklärung durch die bildende Kunst erfährt,
die ihm ja neben Knaus auch noch Andere, ein Vautier, ein
Desregger angedeihen laßeu, in dem Augenblicke, da er selber
einer totalen Umwandlung entgegengeht. Denn wer könnte
bezweifeln, daß er bald aufhören wird in dieser Form weiter
zu existiren, nachdem er in seiner von der aller übrigen Stände
getrennten Sonderexistenz nun nachgerade ein vollständiger
Anachronisn1us geworden2 Aber ,,was im Gedicht soll leben,
muß im Leben untergehen0. Gilt dies; nicht auch von der
sogenannten Zopfzeit, die gerade seit ihrem Hinschwindeu in