Die
Kunst.
dstreichische
5 9
halb ist nach der staatlichen Trennung nur die engste Allianz
möglich und räthlich, wie für beide Theile gleich vortheilhaft.
Jener Gemeinsamkeit der Bildung ist es zu danken, das;
man heute wohl mit dem vollsten Recht behaupten kann, wie
nie und zu keiner Zeit eine Ausstellung östreichischer Kunstwerke
ein auch nur halb so glänzendes Bild geliefert habe, als die
jeYige. Man trifft ans ihr eigentlich nur einen einzigen Namen,
auf den wir als Deutsche keine Ansprüche zu machen haben,
obgleich auch dieser seine Bildung in Wien empfangen, wie
seine Landsleute Brandt, Gierymski, Kurella u. a. m. in
München.
Nichts desto weniger find gerade seine Bilder die blendendste
Erscheinung in den östreichischen Sälen. Wer sie besucht hat,
weiß auch schon, daß ich von Matejko spreche. Sie wären es
unstreitig nicht, wenn es dem glänzendften Talent der Deutsch:
östreicher, Makart, beliebt hätte, die Catharina Cornaro statt
im Künstlerhause auf dem Prater auszustellen und jenem dort
den ersten Platz, zu überlassen. Aber auch dann noch würden
diese Schöpfungen einen hohen Rang einnehmen. Würden sie
es doch in der ganzen Weltt
Es sind deren sechs oder sieben, vielleicht entdecke ich ohne
Katalog, wie ich es jetzt muß, sogar noch mehrere, darunter
vier große Historienbilder mit lebensgroßen Figuren, das Uebrige
Porträits.
Beginne ich die Beschreibung der ersteren, da es doch
heraus muß, lieber gleich mit dem Geständniß, daß sie mir bei
weitem nicht so imponirt haben, als jener polnische Reichstag,
der jetzt im Belvedere hängt, auf der Pariser. Und zwar
das letzte, der Copernicus, welcher auf feiner Sternwarte die
Entdeckung des Weltsystems oder sonst eine derartige macht, am
allerwenigsten. Jch würde Matejko in diesem dürren, harten
und reizlosen Bild kaum iviedererkannt haben, so sehr hat hier
seine Formengebung von jener großartigen Plastik, jenem Styls
gefühl, die ihren Hauptreiz ausmachten, verloren, ist oft fast
Nach und genreartig geworden. Während sein Realis1nus dort
durch das Grandiose der Auffassung, durch das glühende Pathos
einer edeln leidenschaftlichen Liebe zum Vaterlande geadelt wurde,
jedenfalls selbst wo er über die Linie des Schönen hinausging,