Die Kunsthalle.
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bedingt die wohlgezogenste und gewählteste Gesellschaft der Aus:
stellung enthalten würden. ss Beherrscht erscheint He außer von
den schon erwähnten Künstlern besonders durch Cabanel, den
hell schillernden süßen Repräsentanten des Kaiserthums; und,
sehr viel achtbarer durch BrSton, Bonnat und Regnault, die
eigentlich republikanischen oder volksthümlichen Künstler, wenn
es in Frankreich etwas wie volksthümlich neben der alles domi:
nirenden Pariser Mode gibt. Courbet aber vertritt auch in
der Malerei, nicht nur in der Politik, die Commune.
Sonderbar, daß während jene eigentlichen Maler des Kai:
serreichs, die Cabanel, Meissonier, Ger6me alleikeine Coloristen
sind, eine gewisse süsslich helle und schwache, oder doch kühle,
eher zum Bunten als Tonigen und Har1nonischen neigende Für:
bang zeigen, die entweder einer gefälligen allen Forderungen
der jeweils Herrsdhenden gewandt entsprechenden also farblosen
Gesinnung, oder wie bei Meissonier, der nüchternen Objectivität
der Photographie entspricht, aber allem entschiedenen Auftreten
aus dem Weg geht, so sind die spezifisch republikanischen Maler
durchwegs Coloristen, haben etwas Kühnes, Decidirtes, Leiden:
schaftliches, eine stark ausgesprochene Subjectivität in ihrem
Ton, zeigen absolut nichts von der höfifchen Glätte jener.
Selbst Troyon, der mit seinen monumentalen Landschaften die
Ausstellung kaum weniger beherrscht als irgend ein anderer,
hat durchaus diesen Charakter. Es ist die Demokratie oder der
Radikalismus eines Gambetta in Farben übersetzt, den wir be:
sonders in dem so gewaltthätig mit dem Pinsel auf der Lein:
wand herumfahrenden Regnault, diesem Erben Gericaultls und
Delacroixls, wiederfinden. .
Auffallend sind ausser dem in den Vordergrund tretenden
demokratischen Element auch die vielen kirchlichen Bilder der
Franzosen. Eine Erhöhung und Verherrlichung des religiösen
Sinnes ist aus ihrer meist sehr conventionellen Schaalheit nicht
daraus zu entnehmen, immerhin ist es aber charakteristisch, daß
sie mit diesem aufgewärmten Christenthum fast ganz allein
stehen in den Sälen, nur etwa in Belgien ein leises Echo, in
Jtalien selber aber nicht die Spur davon finden.
Neben dem haltungsvollen, tiefen Gesammtton der fran:
zösifchen Säle machen die deutschen genau den entgegengesetzten