Volltext: Kunst und Kunstindustrie auf der Wiener Weltausstellung 1873

Japan. 
Nichts destoweniger steht 1nan beim Betreten des an China 
angrenzenden Japan sofort, das; hier ein noch weit feinerer 
Farbenfinn herrscht als bei den Chiuesen. Obwohl in der Orna: 
mentik nur eine Variaute der chinesischen, dieselben erratischen 
Blöcke fremder Kultureu im Geröll des mannigfachsten orna: 
mentalen Schuttes zeigend, gewahren wir doch zunächst gleich 
beim Eintritt weit mehr feingraue Töne auf allem, als bei 
den Chinesen, eine seltene Zartheit des Farbensinns, vereint 
mit oft unglaublicher Brillanz, die, wenn man aus diesem 
wunderbaren Saal zurücklehrt, alles Andere in der Ausstellnng 
nuausstehlich roh erscheinen lassen.  Zunächst fallen eigen: 
thümlich seine Holzlackirnngeu auf, die immer krystallinifche Kör: 
per und geometrische Figuren, kurz wie die Wagner7sche Musik, 
alle möglichen thematischen AnsätHe zeigen, sie aber immer wie: 
der im Strom der allgemeinen Harmonie unregelmässig auf; 
tauchen und gleich wieder untergehen lassen, um das bezaubernde 
Spiel eine Strecke weiter von Neuem anzufangen. 
Ganz dasselbe zeigt sich in dem bewnnderungswürdigsten 
von Allem, dem Porzellau, lauter ornamentaleu Jmprovifationen 
nnd Potpourris, aber von einer Milde, Zartheit, einem ver: 
führerisch eiuschmeichelnden Wesen, daß man nur immer solch 
süßen Unsinn, solch gemalte Wagnerlsche Musik sehen möchte, 
über der eigenthümlich sinnlichen Erregung ganz das Fragen 
nach dem Gedanken vergißt, den man in diesen gemalten Violin: 
phantasien freilich vergeblich suchen würde.  So zart die mit 
bläulich weißem Grunde, so wunderbar brillant find die schwarz 
lackirten, mit Perlmutter einsgelegten Gefäße. Das Geheimniß, 
das Dunkelste mit dem Brillantesteu zu gatteu, ohne je hart 
zu werden, je schroffe Uebergänge zu zeigen, immer alles aus 
einem undefinirbaren Helldunkel auftauchen zu lassen, ist hier 
vollkommen gelöst, auf dieser wunderbaren Mosaik von Farb: 
flecken und Linien, die alles mögliche scheint und nie etwas ist, 
nie etwas greifbare oder deutlich erkennbar nachahmt. Die 
,Acsthetiker behaupten immer, mit blassen Farbflecken könne man
	        
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